Fruchtige Harmoniespender und viel Trinkspaß: Die mittelgewichtigen Rieslinge aus Österreich, Jahrgang 2023, zeigen sich schon überraschend früh von ihrer Schokoladenseite. Das ergab die große Vinaria Verkostung der „mittelgewichtigen“ Rieslinge.

Beim Gros der Sortenvertreter handelt es sich um charmante und ausgewogene Weine mit saftiger Frucht und dezenter Säurepikanz, doch gibt es auch einige Vertreter mit einem Plus an Mineralität und Spannung.

Auch wenn die extraktreichen, fruchtbeladenen und pointierten Prestige- und Lagenrieslinge Österreichs zu Recht im hellsten Scheinwerferlicht stehen, gehen die Begehrlichkeiten vieler Weintrinker seit Längerem verstärkt in Richtung klassischer Sortenvertreter mittleren Körpers und Alkohols.

Elegant, mittelgewichtig, rassig = Trinkvergnügen

Kaum verwunderlich, bieten diese doch im Idealfall dank eleganten Körperbaus, Fruchtklarheit und belebender Rasse einnehmendes wie unverblümtes Trinkvergnügen. Dass sich Riesling für die Erzeugung solcher Weine ebenfalls sehr gut eignet, liegt zu einem wichtigen Teil an einigen spezifischen Eigenschaften der Sorte: Im Vergleich zu vielen seiner weißen Brüder hat der spätreifende Riesling von Natur aus einen eher moderaten Behang und ist in der Zuckerbildung überschaubar; dazu kommt das der Sorte eigene ausgeprägte Frucht-Säure-Spiel.

Gut 2.000 Hektar Rebfläche in Österreich

Lag in den 1990er-Jahren der Anteil an der Gesamtrebfläche noch bei moderaten zwei Prozent, beansprucht die Sorte heute etwa 2.035 Hektar Rebfläche, was einem Anteil von 4,6 Prozent entspricht. In Niederösterreich ist die Sorte mit 6,8 Prozent Anteil Nummer zwei hinter dem dominanten Grünen Veltliner, in Kamptal und Kremstal beansprucht sie jeweils mehr als ein Zehntel der Rebfläche, in der Wachau könnte in den nächsten Jahren die 20-Prozent-Marke geknackt werden.

Riesling ist für Klimawandel gut gewappnet

Für den Klimawandel ist der Riesling recht gut gewappnet. So gedeiht die Sorte auf leichten, durchlässigen, durchaus auch kargen Böden; nährstoffreicher, tiefgründiger Untergrund eignet sich dafür weniger. Zudem ist der Riesling wesentlich trockenheitsresistenter als viele seiner weißen Brüder – insbesondere der Grüne Veltliner.

2023 waren diese Eigenschaften wieder wichtig, gab es doch Temperaturrekorde zuhauf. Niederschlagsmäßig sah es hingegen anders aus, das Jahr war überdurchschnittlich feucht; es gab um 16 Prozent mehr Regen als in einem durchschnittlichen Jahr. Die Folge: sehr hoher Arbeitsaufwand im Weingarten.

Die Rieslinge 2023 zeigen sich früh zugänglich, harmonisch und ausgewogen, mit vollmundiger Frucht. Charme und Rundheit sorgten bei vielen Vertretern in der großen Vinaria Verkostung für eine überaus gewinnende Art.

Tom Dockner vor Markus Huber & Petra Unger

Im Finale kam vielfach Freude auf. Der Sieg ging ins Traisental zu einem altbekannten Sortenspezialisten: Tom Dockner holte sich mit seinem Ortswein Inzersdorf heuer wieder den Sieg nach dem Vorvorjahr (als der 2021er im Fokus stand) – ein beachtlicher Vertreter, der Spannung und Frucht sowie mineralische Anklänge vereint.

Dahinter zwei weitere Vertreter vom Südufer, sogar aus naher Umgebung: Markus Huber konnte mit seinem Engelsberg einen weiteren Stockerlplatz für das Traisental beanspruchen, wenige Kilometer weiter, bereits im Kremstal, kommt der ex aequo platzierte Riesling Ortswein Furth von Petra Unger her.

Worauf warten? Einfach genießen!

Einen Zehntelpunkt dahinter liegt der Senftenberger Riesling Alte Reben vom Weingut Proidl vor den besten Winzern aus den berühmten Nachbarherkünften: Anton Eitzingers Fahnberg aus Langenlois und der Riesling Strass vom Weingut Allram halten die Ehre des Kamptals hoch, die besten Wachauer Rieslinge im Kostfeld stammen hingegen von Friedrich Rixinger mit Ried Kalkofen sowie Mathias Hirtzberger mit Zier Federspiel.

Knapp dahinter folgen viele weitere empfehlenswerte Weine, die viel Frucht mit Trinkspaß verbinden. Die frühere Zugänglichkeit ist kein Fehler – ganz im Gegenteil. Unsere Empfehlung lautet daher: Worauf warten? Einfach genießen!

 

Topliste Riesling 2023 aus Österreich mit 12,5 % Alkohol

17,1 Weingut Tom Dockner 2023 Riesling Inzersdorf TR
16,7 Weingut Markus Huber 2023 Riesling Getzersdorf Engelsberg TR
16,7 Weingut Petra Unger 2023 Riesling Furth KR
16,6 Weingut Familie Proidl 2023 Riesling Alte Reben KR
16,4 Weingut Eitzinger 2023 Riesling Ried Fahnberg KA
16,3 Weingut Rixinger 2023 Riesling Ried Kalkofen WA
16,2 Weingut Allram 2023 Riesling Strass KA
16,2 Weinhofmeisterei Mathias Hirtzberger 2023 Riesling Zier Federspiel WA
16,1 Weingut Deutsch 2023 Riesling Ried Kellerberg NÖ
16,1 Weingut Tom Dockner 2023 Riesling Parapluiberg TR
16,1 Weingut Hofstätter 2023 Riesling Hofi WA
16,1 Weingut Weixelbaum 2023 Riesling Strass KA
16,0 Weingut Edlinger 2023 Riesling Mautern WA
16,0 Weingut Barbara Öhlzelt 2023 Riesling Zöbing KA
15,8 Weingärtnerei Aichinger 2023 Riesling Terrassen KA
15,7 Weingut Buchegger 2023 Riesling Gedersdorf KR
15,7 Weingut Familie Proidl 2023 Riesling Steilheit KR
15,7 Weingut Steininger 2023 Riesling KA
15,6 Weingut Knoll 2023 Riesling Ried Loibenberg Federspiel WA
15,6 Weingut Schloss Gobelsburg 2023 Riesling Domäne Gobelsburg KA
15,6 Winzer Krems 2023 Riesling von den Terrassen NÖ

 

Topliste Riesling 2023 mit 12,5 % Alkohol – Best Buy bis 8 Euro

16,0 Weingut Edlinger 2023 Riesling Mautern WA € 8,00
15,6 Winzer Krems 2023 Riesling von den Terrassen NÖ € 6,90
15,4 Winzerhof Haiderer 2023 Riesling Donauleiten Federspiel WA € 7,50
15,2 Weinbau Gallhofer 2023 Riesling Rührsdorfer Zanzl Federspiel WA € 8,00
15,1 Weingut Edlinger 2023 Riesling Furth bei Göttweig KR € 7,50
15,1 Weinbau Viti 2023 Riesling Ried Leukuschberg KR € 7,50
15,0 Weingut Blaha 2023 Riesling vom Urgestein NÖ € 6,90
15,0 Winzerhof Haiderer 2023 Riesling Pülnhof Federspiel WA € 8,00
14,7 Weingut Hindler 2023 Riesling Classic NÖ € 7,80

 

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Silke und Tom Dockner © Helge Woell
Erfolgreiche Winzerfamilie aus dem Traisental: Edith und Markus Huber mit Töchtern Anna, Louisa und Magdalena. © Weingut Huber
Petra Unger aus Furth punktete mit ihrem Ortswein. © Sabine Jackson
Isabella und Patrick Proidl in den Senftenberger Weinbergen. © Edwin Dullinger / ART74
Nadja und Toni Eitzinger aus Langenlois lieferten einen exzellenten Fahnberg-Riesling. © POV / Robert Herbst
Carina Högl & Friedrich Rixinger lieferten den besten Riesling aus der Wachau. © Weingut Rixinger
Lorenz Allrams Riesling Strass präsentiert sich als Ortswein mit Lagerpotenzial. © Weingut Allram
Bester Weinvierlter der Verkostung: Riesling Ried Kellerberg von Josef Deutsch aus Hagenbrunn. © Weingut Deutsch
Wolfgang Hofstätter und Petra Schöberl wussten mit ihrem „Hofi“ zu glänzen. © Nimo Zimmerhackl
Winzerfamilie aus Straß: Heinz und Gabi Weixelbaum mit Theresa und Paul. © Weingut Weixelbaum
Paul Edlinger besitzt Lagen in Kremstal und Wachau. © Weingut Edlinger
Weinberggais Barbara Öhlzelt aus Zöbing. © Weingut Barbara Öhlzelt
Maximilian Aichinger fertigt Klasseweine in Schönberg am Kamp. © Julius Hirtzberger
Vanessa Ettenauer und Fabian Heistinger vom Weinbau Viti © Weinbau Viti