Das Jahr 2023 war für Österreichs aromatischen Charmebolzen alles andere als einfach. Mittels penibler Pflege konnte man jedoch tolle Erfolge erzielen, wie die jüngste Vinaria Verkostung von 180 Muskatellern & Co. von 2023 zeigte.

Seit Jahren einer der beliebtesten Aperitif- und Terrassenweine, steht der Muskateller nach wie vor in der Gunst der Weinfreunde ganz weit oben. Ob der Hype um Muskateller & Co. seinen Höhepunkt schon erreicht hat, ist schwer abzuschätzen, legt doch die Sorte und ihre Verwandten im Anbau nach wie vor mehrheitlich wie auch deutlich zu – Muskateller (Gelber und Roter) notiert derzeit bei 1.525 Hektar Rebfläche, wovon sich knapp 570 in der Steiermark befinden.

Damit beansprucht die Sorte österreichweit einen Anteil von 3,4 Prozent der Gesamtrebfläche – nur 0,5 Prozentpunkte hinter seinem etablierten aromatischen Mitstreiter Sauvignon Blanc. Von zugegeben niedrigem Niveau starke steigende Tendenzen zeigen auch Muscaris (0,2 Prozent) sowie Blüten- (0,3 Prozent) und Goldmuskateller (0,1 Prozent).

Regen – Dürre – Regen – Hitze

2023  gab es erneut Temperaturrekorde zuhauf – Jänner, Juni, Juli, September und Oktober waren jeweils in den Top Ten seit Beginn der Aufzeichnungen, und 2023 duellierte sich in Sachen höchster Temperaturschnitt aller Zeiten mit 2018. Niederschlagsmäßig sah es hingegen anders aus, das Jahr war überdurchschnittlich feucht.

Für den Weinbau stachen die Monate April und August heraus. Während man sich über die Regengüsse und niedrigen Temperaturen im April noch freute, die teils im Mai etwas gemäßigter fortsetzten, sorgten höhere Temperaturen in der Folge aus Sicht der Pilze für beste Bedingungen, was intensive Pflege und viel Arbeit im Weingarten bedeutete.

Von gefällig bis komplex

Für die Vinaria Verkostung von Muskateller & Co. wurden vom aktuellen Jahrgang 2023 so viele Proben eingereicht wie noch nie – 180 Sortenvertreter aus den großen Weinbaubundesländern Österreichs.

Wie im Jahr zuvor sind die Muskateller auch 2023 tendenziell eher dezent bis zurückhaltend, selten ist die Aromatik expressiv, plakativ fast nie. Die Sortenaffinität ist dennoch gegeben, wobei es unter den gelungenen Weinen einerseits Vertreter mit (Holler-)Blütenduft und Kernobstnoten gibt, andere sind mehr durch Orangen- und Mandarinenanklänge geprägt.

Bründlmayer vor Schmölzer und Windisch

Einstmals eine Domäne der Steiermark, hat sich schon vor vielen Jahren Niederösterreich als ebenbürtiger Gegner entpuppt – und so kam es auch heuer wieder zum Showdown zwischen diesen beiden Bundesländern. Das Weingut Bründlmayer lieferte mit Ried Rosenhügel einen eleganten wie komplexen Vertreter ab, der sich im Dreier-Finale ganz knapp vor zwei ebenfalls fantastischen, alljährlich in den Top-Listen aufscheinenden Vertretern behaupten konnte – dem tiefgründigen mineralischen Gelben Muskateller Privat vom Weingut Schmölzer sowie dem strukturierten Ried Satzen Privat von Niki Windisch.

Etwas dahinter landete der ungewöhnlich substanzreiche und kraftvolle Ovillus Smaragd vom Weingut Paul Stierschneider vor zwei Steirern: dem Weinbau Herbst aus der Weststeiermark mit dem filigranen und pikanten „Klassik“ sowie dem Riedenwein Grillbauer, wieder vom Weingut Schmölzer.

Auch dahinter herrschte ein Hin und Her zwischen den beiden Bundesländern: Die grüne Mark war in der Folge durch die Weingüter Kollerhof, noch mal Herbst, zweimal Kodolitsch, Scharl und weitere vertreten. Niederösterreich etwa durch Weinwurm, Vorspannhof Mayr, Taferner, Rosner und Hess.

 

 

Topliste Muskateller & Co 2023

17,0 Weingut Bründlmayer 2023 Gelber Muskateller Ried Rosenhügel NÖ
16,9 Weingut Schmölzer 2023 Gelber Muskateller Privat SST
16,9 Weingut & Heuriger Niki Windisch 2023 Gelber Muskateller Ried Satzen Privat NÖ
16,7 Weingut Paul Stierschneider – Urbanushof 2023 Gelber Muskateller Ovillus Smaragd WA
16,5 Weinbau Herbst 2023 Muskateller Klassik WST
16,5 Weingut Schmölzer 2023 Gelber Muskateller Ried Grillbauer SST
16,4 Weingut Kollerhof – Familie Lieleg 2023 Gelber Muskateller Eichberg SST
16,4 Weingut Weinwurm 2023 Roter Muskateller Ried Schilling NÖ
16,3 Weinbau Herbst 2023 Muskateller Ried Höllberg WST
16,3 Weingut Kodolitsch 2023 Gelber Muskateller SST
16,3 Vorspannhof Mayr 2023 Gelber Muskateller NÖ
16,2 Weingut Kodolitsch 2023 Gelber Muskateller Gamlitz SST
16,0 Weingut Taferner 2023 Gelber Muskateller NÖ
15,9 Weingut Rosner 2023 Muskat Cuvée (GM/MO) NÖ
15,9 Weinhof Josef Scharl 2023 Gelber Muskateller St. Anna am Aigen VLST
15,8 Weinbauernhof Hess 2023 Blütenmuskateller NÖ
15,8 Weingut Kollerhof – Familie Lieleg 2023 Muscaris ST
15,8 Weingut Lackner 2023 Muskateller Ried Kalvarienberg WST
15,8 Weingut Neunteufl 2023 Gelber Muskateller vom Schottergestein NÖ
15,8 Weingut Steininger 2023 Gelber und Roter Muskateller NÖ
15,7 Weingut Felberjörgl 2023 Gelber Muskateller Klassik SST
15,7 Weingut FJ Gritsch 2023 Muskateller Spitz WA
15,7 Weingut Zöchling 2023 Muskateller NÖ

 

Topliste Best Buy Muskateller & Co 2023

16,5 Weinbau Herbst 2023 Muskateller Klassik WST € 8,20
15,8 Weinbauernhof Hess 2023 Blütenmuskateller NÖ € 7,00
15,8 Weingut Neunteufl 2023 Gelber Muskateller vom Schottergestein NÖ € 7,20
15,8 Weingut Steininger 2023 Gelber und Roter Muskateller NÖ € 9,00
15,7 Weingut Zöchling 2023 Muskateller NÖ € 6,70
15,6 Weingut & Buschenschank Greilinger 2023 Gelber Muskateller NÖ € 8,50
15,5 Weingut Gerhard Deim 2023 Muskateller Zwei Gärten NÖ € 8,90
15,5 Panoramaheuriger Ludwig Güntschl 2023 Gelber Muskateller WG € 8,50
15,5 Weingut & Heuriger Niki Windisch 2023 Gelber Muskateller NÖ € 8,50

 

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Willi und Edwige Bründlmayer © Anna Stöcher
Gustav Schneeberger © APRESVINO.AT
Niki Windisch © Weingut Windisch
Paul, Elias, Helga und Valentin Stierschneider lieferten mit Ovillus einen ebenso ungewöhnlichen wie beeindruckenden Muskateller. © Leonhard Hilzensauer
Familie Herbst aus Krottendorf bei Ligist landete mit zwei Weinen im Spitzenfeld (v. l.): Katharina, Martin, Franz sen., Franz jun., Brigitte und Maximilian © Die Abbilderei
Birgit und Harald Lieleg vom Kollerhof waren mit dem Ortswein Eichberg erfolgreich. © RMSW GmbH – Nikola Milatovic
Muskateller-Spezialisten aus dem Weinviertel: Lisa und Georg Weinwurm. © Michael Reidinger
Mario Weber vom Weingut Kodolitsch ist ein Zauberer bei Aromasorten wie Muskateller. © Werner Krug
Immer wieder unter den Allerbesten: Silke Mayr und Kellermeister Michael Nastl vom Vorspannhof in Dross. © POV
Familie Taferner zählt seit Dekaden zu den Muskateller-Stars: Macher sind Karoline (li), Franz sen. (mi) und Franz jun. (2. v. re) mit Frau Ilona © Stefan Mang
v.l.: Stefan und Norbert Rosner vom innovativem Langenloiser Weingut. © Laurenz Vavrovsky
Josef und Andrea Scharl brillierten mit dem Ortswein St. Anna am Aigen © Sophie Kirchner
Johannes Hess aus Hohenruppersdorf zeigt in den letzten Jahren stark steigende Tendenz. © Astrid Bartl
Christoph Lackner aus Krottendorf beherrscht Schilcher wie Muskateller. © Werner Krug
Rudolf und Florian Neunteufl aus Viendorf punkteten mit Gelber Muskateller vom Schottergestein. © Weingut Neunteufl
Profunde Muskateller-Kenner aus Langenlois: Brigitta, Eva, Karl und Peter Steininger. © Weingut Steininger
Christine und Hans-Peter Temmel vom Weingut Felberjörgl © Johannes Sommer
Der beste Muskateller der Thermenregion kam von Herbert Zöchling jun. und Herbert Zöchling sen. © Weingut Zöchling
Renate und Reinhard Greilinger © Foto Buttinger
Gerhard Deim jun., flankiert von Eltern Gerhard sen. und Martina Deim © Weingut Deim
Ludwig Güntschl © Weinbau & Panoramaheuriger Ludwig Güntschl