Die Vinaria Verkostung von Weinen, die in alternativen Gebinden wie Amphoren, Steinfässern oder Beton-Eiern ausgebaut wurden, zeigt, dass auch abseits von Holz und Edelstahl Tolles entstehen kann. 

Beton-Ei © Wine & Egg

Sowohl für Winzer, die sich auf Naturalweine spezialisiert haben, als auch für konventionell arbeitende Betriebe sind alternative Gebinde reizvoll. Die Marktdurchdringung ist bescheiden, aber das tut der Attraktivität solcher Weine keinen Abbruch. Das Know-how der Winzer in diesen Ausbauvarianten ist gut gesteut durch die Weinbaugebiete. Die Blindverkostung war offen für alle Jahrgänge und Rebsorten. Die Weine mußten im Verkauf stehen oder in Kürze in den Verkauf kommen.

Eindrucksvolle Spitze: W. Skoff / Krispel / P. Skoff / Gritsch

Zwei Weine, die unterschiedlicher kaum sein könnten, teilen sich den ersten Platz: Der 2019er Sauvignon Blanc Stoan von Walter Skoff aus Gamlitz und der 2012er „Wein aus dem Stein“, den das Weingut Krispel aus Straden gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder aus 2015 ins Rennen geschickt hat.

Bei beiden handelt es sich um Cuvées, beide im Steinfass ausgebaut. Dieses basische Ergussgestein ist charakteristisch für das Vulkanland Steiermark und bietet sich als Behältnis zum Ausbau von Weinen aus dieser Gegend förmlich an. Dieser Stein prägt die sensorischen Eigenschaften der beiden Weine, ihre Aromatik ist so dunkel wie die Farbe der Felsblöcke.

Den 2012er von Kripsel darf man mit Fug und Recht als Ausnahmeerscheinung apostrophieren, er ist unglaublich jung geblieben, dunkel getönt, straff, in gewisser Weise fordernd und völlig frei von Üppigkeit.

Auch der Sauvignon Blanc von Altmeister Walter Skoff wurde im Granitfass ausgebaut, er glänzt mit Bergen von animierender Frucht und einer Klarheit, die vom kühlen Werkstoff geprägt ist. Mit etwas Abstand folgt der 2019er Morillon Steinfass Ried Kranachberg von Peter Skoff. Dieser Wein überzeugt vor allem mit seiner Beschwingtheit und einer glockenklaren Sortentypizität, die von keinerlei Begleittönen überdeckt wird.

Der Grüne Veltliner Schwarze Mauritius von Franz-Josef Gritsch aus Spitz in der Wachau wurde im Beton-Ei auf der Maische vergoren und zur finalen Reifung ins Barrique gegeben. Diese Kombination führte zu einem eigenständigen, druckvollen und saftigen Wein, der seine Sortentypizität gewahrt hat.

Meisterstück von Gernot Heinrich, Shootingstar von Schwertführer

Das Weingut Heinrich aus Gols ließ den Roten Traminer Freyheit, Jahrgang 2019, zwei Wochen auf der Maische gären und 17 Monate in der Amphore reifen. Diesem Wein ist klare Sortentypizität ebenso zu attestieren wie überraschend zugängliche Gerbstoffe und jugendliche Frische. Punktemäßig gleichauf liegt der ungemein freundliche und stoffige, vielschichtige Rotgipfler No Limit vom Weingut Schwertführer aus Sooß, der zu 60% aus dem Beton-Ei kommt, zu 40% aus dem Barrique.

Karl und Gustav Strauss aus Gamlitz haben drei Weine an den Start gebracht, alle aus der Ried Hundsberg. Am besten präsentiert hat sich der 2018er Sauvignon Blanc, der im Beton-Ei ausgebaut wurde.

Ebenfalls im Spitzenfeld platziert hat sich das Weingut Waldschütz aus Elsarn im Strassertal (Kamptal) mit dem 2017 Grüner Veltliner Steinvision. Dieser kräftige Wein aus dem Granitfass brilliert mit wunderschöner Frucht.

Breite Streuung durch die Weinbaugebiete

Simone Hiller-Jordan aus Pulkau schickte einen Grünen Veltliner aus dem Granitfass und einen Chardonnay aus der Amphore ins Rennen. Der saftige Chardonnay braucht viel Luft und überflügelt dann mit seiner Jugendlichkeit den Mitbewerber.

Peter Masser aus dem südsteirischen Leutschach fährt ebenfalls zweigleisig. Überzeugend war der Auftritt seines 2018er Sauvignon Blanc Sernauberg aus dem Steinfass, ein nobler Wein, der richtig singt. Der um ein Jahr jüngere „50:50“, eine Cuvée aus Blütenmuskateller und Traminer, wurde in der Amphore geschult, hat (noch) merkliche Ecken und Kanten.

Der 2018er Muscaris Königslilie von Adam-Lieleg aus Leutschach punktet mit beachtlichem Trinkfluss und zählt zu den animierenden und gemäßigten Amphorenweinen. Bis auf weiteres wird der feingliedrige und elegante Traminer Ried Sulz Granbarrel von Wolfgang Maitz aus Ratsch an der südsteirischen Weinstraße eine einmalige Sache bleiben.

Der 2018er Riesling Steinzeug vom Lesehof Stagard in Krems überzeugte mit klarer, fruchtbetonter Sortenaromatik, Lebhaftigkeit und Klarheit. Das Weingut Tement hat zwei Sauvignons aus dem Jahr 2017 eingereicht, beide im Granitfass ausgebaut. Während sich jener aus der Ried Sulz Illgitsch sehr distanziert präsentierte, verkörpert sein Bruder aus der Ried Sernau König das Gegenteil – charmant, einladend und fein.

Das biodynamisch arbeitende Weingut Ploder-Rosenberg aus dem Vulkanland hat mit zwei Weinen teilgenommen, die in Tonamphoren auf der Maische vergoren wurden, den Maro und den Tero. Beide sind jugendlich-beschwingt und wirken bekömmlich. Der Tero, Jahrgang 2015, ist ausgesprochen sanft und vielschichtig.

 

Topliste: In alternativen Gebinden ausgebaute Weine (Auszug)

17,9      Krispel, Straden | 2012  B1 - Wein aus dem Stein
17,9      Skoff Original, Gamlitz | 2019 Sauvignon Blanc Stoan
17,4      Skoff Peter, Gamlitz | 2019  Morillon Steinfass Ried Kranachberg
17,3      FJ Gritsch, Spitz | 2018  Grüner Veltliner Schwarze Mauritius
17,3      Heinrich, Gols | 2019  Roter Traminer Freyheit
17,3      Schwertführer 47er, Sooß | 2018 No Limit Rotgipfler Ried Mitterschossen
17,2      Strauss, Gamlitz | 2018  Sauvignon Blanc Ried Hundsberg
17,2      Waldschütz, Elsarn | 2017  Grüner Veltliner Steinvision
17,1      Jordan, Pulkau | 2019  Crushed Chardonnay
17,1      Masser, Leutschach | 2018  Sauvignon Blanc Sernauberg Steinfass
17,0      Adam-Lieleg, Leutschach | 2018 Muscaris Königslilie
17,0      Maitz, Ratsch | 2018  Ried Sulz Traminer Granbarrel
17,0      Tement, Ehrenhausen | 2017   Sauvignon Blanc Ried Sernau König
16,9      Stagard, Krems | 2018  Riesling Steinzeug
16,9      Strauss, Gamlitz | 2018  Chardonnay Ried Hundsberg
16,8      Ploder-Rosenberg, St. Peter a. O. | 2015  Tero

 

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