Der Weinviertler Sektmacher Christian Madl ist fast schon abonniert auf Spitzenplätze bei prickelnden Verkostungen. So einzigartig wie sein Stil schmecken seine Spitzensekte. Im Vinaria Interview gewährt er einen Blick hinter die Kulissen.

Vinaria: Sie waren mit den Sekten „Von den Weißen“ sehr erfolgreich; was kennzeichnet diese Sekte?

Christian Madl: „Von den Weißen“ steht für unsere regionalen Sorten Welschriesling und Grüner Veltliner, Riesling ist auch manchmal dabei. Die traditionelle Cuvée der Region um Poysdorf war immer eine Veltliner-Welschriesling-Cuvée. Auf der Suche nach etwas Unverwechselbarem, das man nur hier produzieren kann, kam ich zurück auf diese Mischung, manchmal mit Riesling dazu. Absicht ist es, einen sehr würzigen, schlanken Blanc-de-Blancs-Stil auf Österreichisch zu machen, unkopierbar. Wir verzichten hier auf biologischen Säureabbau, um die österreichische Würzigkeit zu erhalten. Burgunder-Cuvées gibt es auf der ganzen Welt. Den „Von den Weißen“ nur hier. Er heißt auch so, weil nur weiße Sorten verwendet werden.

Vinaria: Wie erfolgen Ernte und Verarbeitung sowie Lagerung vor der zweiten Gärung?

Christian Madl: Die Ernte erfolgt mittels Handlese in 50-Liter-Kisten bei 15 bis 16 °KMW und neun Gramm Säure pro Liter. Es werden ausschließlich gesunde Trauben gelesen – wenn etwas faul ist, wird gleich im Weingarten ausgeputzt; danach folgt eine Ganztraubenpressung, wobei nur die ersten 50 Prozent Saft herangezogen werden. Die Lagerung erfolgt ausschließlich im Stahltank.

Vinaria: Wie sind Ihre beiden Topsekte 2016 und 2014 Oenothek zu vergleichen?

Christian Madl: 2014 war im Juli heiß und trocken, dann kam im August ständig Regenwetter, was dazu führte, dass das Stielgerüst und dann auch die Trauben faulten. Wir machten eine rigorose Positivauslese mit geringen Erträgen. Die gesunden Trauben waren für die Sektherstellung sehr gut geeignet, weil die Stilistik schlanke und elegante Ergebnisse versprach. 2016 war das ganze Jahr über gut mit Wasser versorgt, bis dann ab August heiße, trockene Verhältnisse herrschten. Diese Stressfaktoren rufen eine höhere Gerbstoffeinlagerung in den Beeren hervor. Wir wollen ja Bitterstoffe im Most tunlichst vermeiden. Deswegen betreiben wir solchen Aufwand mit der Handlese. Der 16er hat sich sehr schön auf der Hefe entwickelt. Den 14er hab ich ganz kurzfristig vor der Verkostung das erste Mal und näherungsweise händisch dosiert. Hier gilt: Gut Ding braucht Weile. Der 14er ist vom Jahrgang her sicher schlanker und straffer, der 16er offener und jetzt sehr zugänglich.

Vinaria: „Von den Weißen“ 2014 trägt die Zusatzbezeichnung Oenothek – wofür steht der Name?

Christian Madl: Ich mache seit 33 Jahren Sekt, und in dieser Zeit bemerkte ich, dass nach drei Jahren Reifezeit auf der Hefe die Stilistik spürbar feiner, feinperliger, cremiger und vielschichtiger wird. Deshalb lassen wir unsere Madl-Sekte mindestens so lange reifen. Die Hefe braucht diese Periode, um den Sekt ausreichend mit Aromastoffen und Mannoproteinen (für Feinperligkeit verantwortlich) anzureichern. Weiters haben wir bemerkt, dass nach sieben Jahren auf der Hefe die Sekte nochmals eine qualitative wie stilistische Bereicherung erfahren. Es kommen dann Aromen wie Kaffee, Kakao, Wachs, Tabak dazu, die das Produkt veredeln. Irgendwann habe ich mich entschlossen, diese Sekte mit dem Namen Oenothek (griech. Oinos, der Wein und Theke, der Behälter, Kiste), sprich: lang gereifter Wein/Sekt, auszuzeichnen. Ich möchte damit das Potenzial unseres Terroirs vorstellen.

Vinaria: Wie erhalten Sie die Frische und Lagerfähigkeit Ihrer Sekte?

Christian Madl:  Dem 14er tut es sicher gut, wenn er nach dem Degorgieren mindestens sechs bis zwölf Monate reifen kann. Unsere Sekte reifen, auch wenn sie bereits degorgiert sind, hervorragend weiter. Der Grund liegt in unserem kühleren Klima, der frühen Handernte, der schonenden Pressung, dass wir nur die ersten 50 Prozent Saft (Cuvée-Anteil) verwenden und den Sekt lange auf der Hefe reifen lassen. Die Weine enthalten praktisch keinen Gerbstoff, der oxidieren könnte, haben eine höhere Säure, etwas Restzucker, Kohlensäure, Hefekontakt und sind ein zweites Mal vergoren, was einen großen Unterschied zu Qualitätswein (einmal vergoren) macht. All das fördert lange Haltbarkeit.

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