Schaumstoff mit Reifeprüfung: Die Qualitäten lassen die Herzen heimischer Sektfans höherschlagen. Vinaria verkostete Premium-Sekte aus Österreich.

Michael Madl © Michael Reidinger

Österreich kann auf eine durchaus lange Historie in Sachen Schaumwein zurückblicken: Immerhin wurde bereits 1842 mit dem aus der Champagne eingewanderten Alwin Schlumberger Schaumweinkompetenz importiert, und Ende des 19. Jahrhunderts startete dann Johann Kattus seine Sektproduktion.

Für die Vinaria Premiumsekt-Verkostung waren österreichische Qualitätsschaumweine mit entsprechend langer Hefelagerzeit zugelassen – unabhängig davon, ob sie die Qualitätspyramide nutzen oder nicht.

Alle Infos zur Sektpyramide und den Richtlinien für Sekt Austria g.U. finden Sie im separaten Beitrag.

Stilistische Vielfalt in großer Bandbreite

Trotz gesetzlicher Rahmenbedingungen ist die stilistische Bandbreite bei österreichischem Sekt groß. Sie hängt von der verwendeten Sorte oder vom Sortenverschnitt ab. Außerdem gibt es in Sachen Zuckerreife der Beeren sehr unterschiedliche Ansätze. Etliche Erzeuger setzen auf eher filigrane, elegante Vertreter, für die Most aus gerade reifen und teils noch etwas grünen Beeren verwendet wird; der Alkoholgehalt liegt bei den Brut-Varianten mehrheitlich zwischen 11,5 und 12,5 Prozent Alkohol.

Andere Sekthersteller verwenden dafür voll ausgereifte, möglichst gesunde Beeren um substanzreiche, vollmundige Sekte zu erzeugen, die Alkoholwerte von 13 bis 14 Prozent auf dem Etikett ausweisen. Wobei man nicht vergessen sollte, dass der für das Initiieren der zweiten Gärung zugesetzte Tirage-Likör (Fülldosage) neben Kohlensäure auch etwas Alkohol zum Endprodukt beiträgt. Großen Einfluss auf die Stilistik haben schließlich weiters der Ausbau (Holz, Stahl etc.), biologischer Säureabbau und Dauer der Hefelagerzeit, gegebenenfalls der  Verschnitt mit Reserveweinen.

Rund 65 Sekte – brut, extra brut und brut nature in Weiß und Rosa – wurden zur großen Vinaria Verkostung eingereicht. Im Vergleich zu ähnlichen Verkostungen in den vergangenen Jahren ist die Qualität weiter angestiegen. Grobe Kohlensäure ist fast nie mehr ein Problem. Dafür wirken manche Sekte zu schlank, teils sogar karg, andere allzu kräftig oder üppig.

Trotz der ausgedehnten Hefelagerzeit waren etliche Sekte dabei, die eindeutig zu jung waren und sich daher zwar teils sehr gut, aber eindeutig noch nicht auf dem Höhepunkt präsentierten – etwa Madls 2014er Oenothek oder Bründlmayers Jahrgangssekte.

Christian Madls Von den Weißen Brut herausragend

In den vorderen Rängen waren Blanc de Blancs (ausschließlich aus Weißweinsorten hergestellt) überproportional stark vertreten. Herausragend war der 2016er Von den Weißen Brut von Christian Madl, der mit seinem unwiderstehlichen Fruchtcharme und seiner perfekten Frucht-Säure-Balance seinen noch embryonalen großen Bruder in Gestalt der Oenothek 2014 zum Verkostungszeitpunkt übertraf.

Triple von Willi Bründlmayer

Knapp hinter dem Sieger schlug das Weingut Bründlmayer mit gleich drei Sekten zu: Blanc des Blancs Reserve sowie sein weißer Jahrgangsbruder 2017, dazu der hierarchisch im Langenloiser Topbetrieb an der Basis stehende Brut Reserve.

Mit kleinem Abstand folgten die wiederum weißen Sekte von Schloss Gobelsburg, Buchegger, Gebeshuber, Loimer und Madl, bevor mit Brut Rosé Reserve von Bründlmayer der erste pinke Sekt folgte. Dahinter rangierten mit 2016 Carniche von H.P. Göbel ein Orange-Sekt, der reinsortige Grüne Veltliner von Zuschmann-Schöffmann sowie Eruption aus dem Vulkanland und viele weitere sehr gute Schaumweinen.

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Topliste Premium Sekte aus Österreich (Auszug)

17,5 Sekthaus Christian Madl 2016 Von den Weißen Brut (WR/GV/RI)
17,4 Weingut Bründlmayer NV Blanc des Blancs Extra Brut Reserve
17,1 Weingut Bründlmayer NV Brut Reserve
17,1 Weingut Bründlmayer 2017 Langenlois Brut Nature Blanc de Blancs Große Reserve
16,9 Weingut Schloss Gobelsburg NV Blanc des Blancs (CH/WR/GV) Brut Reserve
16,8 Weingut Buchegger 2017 Große Reserve Extra Brut
16,8 Weingut Johannes Gebeshuber 2017 Zierfandler Gumpoldskirchen Zero Dosage Extra Brut Große Reserve
16,8 Weingut Loimer 2014 Blanc des Blancs Langenlois Brut Nature Große Reserve
16,8 Sekthaus Christian Madl 2014 Oenothek Von den Weißen Brut
16,7 Weingut Bründlmayer NV Brut Rosé Reserve
16,7 H.P. Göbel 2016 Carniche Orange Pinot Noir Rosé Reserve Extra Brut
16,6 Zuschmann-Schöffmann 2019 Grüner Veltliner Brut Nature Große Reserve
16,5 Weingut Bründlmayer 2017 Langenlois Brut Nature Blanc de Blancs Große Reserve
16,5 Verein Eruption 2019 Eruption Brut Reserve
16,4 Graf Hardegg NV V (Viognier) Brut Nature
16,4 Weingut Loimer NV Brut Rosé Reserve
16,3 Zuschmann-Schöffmann 2019 Rosé Brut Reserve
16,2 Weingut Schloss Gobelsburg NV Rosé (PN/ZW/SL) Brut Reserve
16,2 Sekthaus Christian Madl NV Blanc de Blancs Brut (CH/PB)
16,2 Weingut Stefan Potzinger NV Sekt 1860 Brut Rosé
16,2 Weingut Steininger 2019 Riesling Brut Reserve
16,1 Weingut Jordan 2020 Grüner Veltliner Brut Reserve

 

V.l. Andreas Wickhoff und Thomas Klinger mit Edwige und Willi Bründlmayer. © Weingut Bründlmayer/Anna Stöcher
Michael Moosbrugger vom Weingut Schloss Gobelsburg. © Regina Hügli
Michael Nastl und Silke Mayr vom Weingut Buchegger © vyhnalek.com
V.l. Eva, Peter, Brigitta und Karl Steiniger © Robert Herbst
Stefan und Heidi Potzinger © Marija Kanizaj Photography
Simone & Johannes Hiller-Jordan © Weingut Jordan
Johannes Gebeshuber © Steve Haider
Fred Loimer © Jürgen Schmücking
Else Zuschmann-Schöfmann und Peter Schöfmann © Michael Reidinger
Eruptions-Winzer (v.l.): Rupert Ulrich, Daniel Pfeifer, Stefan Krispel, Alois Gollenz, Karl Thaller, Katharina Thaller, Fritz Frühwirth, Stefan Müller, Josef Scharl und Franz Hutter. © Verein Eruption
Alexius und Maximilian Hardegg von Graf Hardegg. © Florian Smetana