Vinaria widmet sich traditionell und ausführlich der weststeirischen Rebsorte Schilcher (Blauer Wildbacher). Diesmal hatte wieder Stefan Langmann den Jahrgangsbesten.

© ÖWMM/WSNA

Sonderfall Schilcher: Genial unverwechselbar in jeder Blindverkostung von Roséweinen sind die weststeirischen Schilcher. Dennoch handelt es sich dabei zweifelsfrei um Roséweine, weswegen Vinaria Schilchern seit vergangenem Jahr in Österreichs größte Verkostung von Roséweinen aufgenommen hat.

Den besten Schilcher der Verkostung des Jahrgangs 2020 stellte Stefan Langmann und zwar seinen Schilcher Klassik. Vinaria stellte dem Spitzenwinzer, gleichzeitig Obmann-Stellvertreter von Wein Steiermark, dazu einige Fragen.

Vinaria: Sie haben bei der Verkostung Rosé & Schilcher mit dem Schilcher Klassik brilliert – woher kommt dieser Wein?
Stefan Langmann: Seit der Einführung des DAC-Systems in der Steiermark versuchen wir die dort nun festgehaltenen Kategorien noch besser herauszuarbeiten – das gilt natürlich auch für den Schilcher Klassik, der den frisch-fruchtigen, leichtfüßigen Schilcherstil widerspiegelt. Dieser stammt aus praktisch allen Lagen in und um den Ort Stainz. Das bedeutet, es sind auch Trauben unserer Top-Rieden Greisdorf, Langegg und Hochgrail dabei. Die Weingärten für unseren Klassik sind aber immer die jüngeren Weingärten. Die Trauben für Orts- und Riedenweine kommen aus Weingärten, wo die Reben zwischen 30 und 68 Jahre alt sind.

Vinaria: Wie wurde der 2020 Schilcher Klassik gemacht?
Stefan Langmann: Die Ernte für unseren Gebietswein Schilcher Klassik erfolgt nach der Lese der Grundweine für die Schaumweinproduktion. Es wird also früher als Orts- und Lagenwein, mit einer Gradation um die 16 KMW selbstverständlich per Hand geerntet. Der Schilcher Klassik wird in Edelstahltanks kontrolliert bei etwa 17 Grad Celsius vergoren. Der Jungwein bleibt dann mindestens drei Monate auf der Hefe. Wir wollen mit dem Klassik einen Wein mit frischer Frucht, viel Primäraromatik und schöner Säurestruktur in die Flasche bringen. Die Säure bewegt sich bei plus/minus 9g/l.

Vinaria: Die Schilcher aus dem Jahrgang 2020 scheinen filigraner als jene aus den Vorjahren?
Stefan Langmann: Für uns war 2020 ein sehr schöner Jahrgang. Wir starteten mit der Ernte etwa zehn bis 14 Tage später als 2019. Wenn man die Trauben gesund und physiologisch reif geerntet hat – perfekte Weingartenarbeit vorausgesetzt - konnte man vor allem in der Kategorie Gebietswein wirklich sehr fein ziselierte Weine keltern, wobei unser Gebietswein Klassik sicherlich etwas zarter und filigraner ist als der 2019er.

Vinaria: Wo lagen die Herausforderungen des Jahrgangs?
Stefan Langmann:  Die physiologische Reife war 2020 sehr gut, auch bei den Gebietsweinen, und die Säurewerte waren in einem sehr guten Bereich. Für uns war die Herausforderung, für die Orts- und Riedenweine das Allerbeste herauszuholen. Wir haben in mehreren Erntedurchgängen gelesen und hatten eine durchschnittliche Erntemenge von nur 4450 Liter pro Hektar, und zwar inklusive Sturm sowie der Grundweine für die Sektproduktion. Dank unseres schonenden Rebschnitts mit nur einem Strecker pro Stock können wir auch in kühleren und späteren Jahren Top-Trauben ernten.

Vinaria: Warum gedeiht Blauer Wildbacher gerade in der Weststeiermark derart gut?
Stefan Langmann:  Der Blaue Wildbacher liebt karge Böden mit einem niedrigen pH-Wert. Schiefer- und Gneisanteil wirken sich perfekt auf das Profil des Schilchers aus. Die Aroma-Ausprägung wird durch die kalten Fallwinde der Koralpe positiv beeinflusst. Unsere Lagen in Langegg, Ostlagen, haben mehr Sonne am Vormittag und eine längere Vegetationsperiode, welche wir vor allem für unsere Sektgrundweine und Schilcher Gebietsweine nutzen. Das heißt, wir haben mit niedrigerer Zuckerreife schon eine sehr schöne physiologische Reife.

Vinaria: Welche Bedeutung hat Sekt beim Schilcher?
Stefan Langmann: Sekt und Frizzante vom Blauen Wildbacher haben bei uns eine riesige Bedeutung. Wir machen aus rund 60% unseres Schilchers Schaumweine. Die Rebsorte bringt ja alle Attribute mit, die man für einen Top-Sektgrundwein braucht – viel Frucht sowie perfekte Säure- und ph-Werte. Wir erzeugen einen leichten trockenen Frizzante mit einer Dosage von rund fünf Gramm pro Liter, der auch durch eine zweite Gärung hergestellt wird. Der Schilcher Sekt Brut ist etwa neun Monate auf der Hefe, ist etwas vollmundiger und komplexer. Der Brut Rose Reserve ist zwischen 30 und 50 Monaten auf der Hefe. Als süßen Perlwein gibt es noch den Schilcato.

TOP Schilcher 2020 (Auszug)

16,4 Weingut Langmann | 2020 Schilcher Klassik WST
16,1 Weingut Klug | 2020 Stainzer Schilcher Tradition Ried Schlossweingarten WST
15,9 Schilcherweingut Friedrich | 2020 Schilcher Ried Langegg WST
15,9 Weingut Weber | 2020 Schilcher Ried Langegg WST
15,8 Schilcherweingut Friedrich | 2020 Schilcher Ried Pirkhofberg WST
15,7 Weingut Lazarus | 2020 Schilcher Ried Hochgrail WST
15,6 Weingut Jauk-Wieser | 2020 Schilcher Deutschlandsberg WST
15,6 Weingut Jöbstl | 2020 Schilcher Ried Krass WST
15,5 Weingut Jauk | 2020 Schilcher Ried Krass WST
15,5 Weingut Jauk-Wieser | 2020 Schilcher Ried Burgegg WST
15,5 Weingut Klug | 2020 Schilcher Ried Hochgrail WST
15,5 Weingut Lazarus | 2020 Schilcher Stainz WST
15,4 Herbstwein Weinbau Herbst | 2020 Schilcher Klassik WST
15,4 Familie Lackner | 2020 Schilcher Ried Gasslberg WST

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Weingut Langmann © Augenblick
Stefan und Daniela Langmann © Weingut Langmann
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