ERUPTIONSWINZER JOSEF SCHARL

Vinaria: Herr Scharl, was zeichnet die Ried Schemming aus?

Josef Scharl: Der Boden der Ried Schemming weist Schichten aus Kreide und Muschelkalk auf. Als wir dort vor mehr als 30 Jahren Reben ausgepflanzt haben, war mein Vater der Meinung, hier müsste Chardonnay besonders gut gedeihen, den Sauvignon Blanc setzten wir auf Basalt. Unsere Parzellen liegen in der Mitte des Hanges, der nach Südwesten ausgerichtet ist. Die gesamte Riede ist nicht groß, unser Anteil macht knapp einen halben Hektar aus. Die Mengen sind gering, so zwischen 1.500 und 2.000 Liter pro Jahr. Mit diesem Wein habe ich eine Riesenfreude, er ist mein Liebling. Ich bin ein Burgunder-Fan ... wer nicht?

Vinaria: Was kennzeichnet den 2019er Chardonnay aus dieser Riede?

Josef Scharl: Das Jahr 2019 war für Chardonnay perfekt. Die Trauben reiften langsam, sodass wir erst im Oktober gelesen haben, was für das Vulkanland ungewöhnlich spät ist. Die Beeren waren physiologisch optimal reif, und das bei moderater Gradation. Das liegt auch an der biologischen Bewirtschaftung. Die Reben stehen in Konkurrenz mit der Begrünung, sie müssen tiefer wurzeln. Das hält die Säure am Stock höher, bremst den Zuckergehalt und fördert die Mineralität. Der Wein wurde spontan in einem drittbefüllten Eichenfass mit 1.500 Liter Inhalt ausgebaut, wo er elf Monate ohne Schwefel auf der Vollhefe lag, dann kam er für sechs Wochen in einen Edelstahltank; gefüllt wurde er unfiltriert.

Vinaria: Wie sehen Sie das Potenzial steirischer Weine aus weißen Burgundersorten auf dem internationalen Markt?

Josef Scharl: Es gibt nicht allzu viele Regionen mit solchen Böden. Die ganze Welt will momentan Chardonnays vom Kalk, wie das im Burgund der Fall ist. Diese Weine kann man aber kaum noch bezahlen. Charakteristisch an den Burgundern aus Teilen des Vulkanlandes ist ihre Finesse: nicht zu viel Säure, nicht zu wenig, nie plump. Darauf fahren Weinfreunde derzeit voll ab. Unser größtes Problem sind die geringen Mengen, wenn wir vom internationalen Markt reden.

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DEMETER-WINZER HANNES HARKAMP

Vinaria: Ihr Morillon Kogelwenzel 2019 präsentiert sich stilistisch völlig anders, als aus der Steiermark gewohnt. Wie haben Sie ihn vinifiziert?

Hannes Harkamp: Unser Morillon Kogelwenzel 2019 präsentiert sich wie alle anderen Weine von uns, und er wurde auch gleich vinifiziert. Wir verzichten auf Zusätze wie Reinzuchthefen und Enzyme. Der Wein wird ohne Vorklärung und ohne Temperaturführung in älteren Fässern mit 500 Liter Inhalt vergoren. Er bleibt bis zur Füllung ohne Sulfite auf der groben Hefe im Fass. Die Abfüllung erfolgt ohne Filtration mit einer minimalen Sulfitgabe.

Vinaria: Worin sehen Sie das Potenzial von biodynamisch erzeugten Weinen?

Hannes Harkamp: Die meisten biodynamischen Wein bestechen durch Ausdruck und Lebendigkeit, und sie zeigen die Herkunft und das Potential der jeweiligen Riede. In den nächsten Jahren wird es viele solcher Weine geben, die Akzeptanz der Weinkenner und Winzer wird steigen.

Vinaria: Und das Potenzial von weißen Burgundern aus der Grünen Mark?

Hannes Harkamp: Die Steiermark hat ein riesiges Potenzial für Burgundersorten. Klimatisch bedingt, aufgrund ausreichender Wasserversorgung und nicht zu heißer Vegetationsperioden reifen Trauben von nicht zu hohen Gradationen mit ausreichender Säure und für die Steiermark typischer Ausdrucksstärke heran.  

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STEFAN POTZINGER, WEINBAU-PRÄSIDENT

Vinaria: Mit dem 2020 Weißburgunder Ried Kittenberg haben Sie hervorragend abgeschnitten, auch der Morillon Ried Wielitsch Kapelle hat sich überzeugend präsentiert. Ist die Steiermark das Land der Burgunder in Weiß?

Stefan Potzinger: Die Steiermark ist zum einen das Land des Sauvignon Blanc, unbestritten unsere wichtigste Rebsorte und perfekter Botschafter unserer drei steirischen DAC Regionen. Aber das Weinland Steiermark ist auch das Weinland der Vielfalt. Wir haben ein beachtliches und abwechslungsreiches Portfolio an großartigen Winzern, Böden, klimatischen Randbedingungen, Stilen und natürlich auch Sorten. In dieser bunten Vielfalt von neun laut DAC erlaubten Varietäten spielen die drei weißen Burgunder-Sorten natürlich eine ganz bedeutende Rolle für viele unserer Winzer, die daraus Weine von höchster Qualität erzeugen.

Vinaria: Haben Sie eine Vorliebe für die Burgunderfamilie?

Stefan Potzinger: Ja, natürlich, und zwar für alle drei Sorten. Unser betriebsinternes Liebkind ist aber eindeutig der Weißburgunder. Der hat in unserer Familie eine lange Tradition.

Vinaria: Wie sehen Sie die Zukunft weißer Weine aus den Burgunder-Sorten aus der Steiermark?

Stefan Potzinger: Die weißen Burgunder-Sorten werden in der Steiermark neben dem Sauvignon Blanc auch in Zukunft bei einer großen Zahl von Winzern eine gewichtige Rolle im Weinsortiment spielen. 

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Topliste weiße Burgundersorten aus der Steiermark

18,0     Weingut Kodolitsch                    2019​ Chardonnay Ried Kogelberg Alte Reben
17,5     Charakterweine Josef Scharl    2019​ Chardonnay Ried Schemming
17,4     Weingut Harkamp                      2019​ Morillon Kogelwenzel
17,4     Weingut Potzinger                     2020​ Weißburgunder Ried Kittenberg
17,3     Weingut Krispel                          2019​ Weißburgunder Ried Neusetzberg DAC
17,3     Weingut Pfeiffer                          2020​ Weißburgunder Ried Schemming
17,3     Weingut Pongratz                       2019 ​Chardonnay Ried Hochberg
17,2     Weingut Kodolitsch                    2020​ Weißburgunder Ried Rosengarten
17,2     Weingut Platzer                           2020​ Chardonnay Ried Aunberg Privat
17,1     Weingut Fischer                           2019 ​Ried Stradenberg Alte Reben
17,1     Weingut Frauwallner                  2019​ Chardonnay Ried Eisenberg
17,1     MUSTER.gamlitz                           2019​ Chardonnay Ried Grubthal
17,1     Weingut Potzinger                       2020​ Morillon Ried Wielitsch Kapelle
17,1     Landesweingut Silberberg         2020​ Weißburgunder Ried Annaberg