Der Hype ploppte im Sommer auf, die Weine haben aber das ganze Jahr über Saison: fruchtige oder junge Rotweine sollten leicht gekühlt genossen werden. Vinaria testete junge Rote auf ihren Coolness-Faktor.

Rotweine müssen nicht bacherlwarm getrunken werden – man kann sogar behaupten, dass alle Roten gewinnen, wenn sie die Twens der Celsiusskala nicht streifen. Etliche bieten gerade im kalten Zustand das größte Trinkvergnügen. Dass jedoch auch gewisse Rotweintypen – kühl oder gar kalt – bei niedrigeren Temperaturen Trinkvergnügen bereiten, ist so manchen Weinfreunden kaum bekannt.

Was bedeutet Zimmertemperatur?

Der höchstmögliche Genuss von Rotweingenuss soll bei „Zimmertemperatur“ eintreten, wobei letzterer Begriff einer besonders weiten Dehnung unterliegt. Nimmt man das geheizte Zimmer kälteempfindlicher Personen als Basis, spricht man von 25 und mehr Grad Celsius; wird das viel zitierte mittelalterliche Burgzimmer bemüht, dann eher bei 16 Grad Celsius.

Stehen diese beiden Werte zur Auswahl, ist jedenfalls zweiterer zu empfehlen, da einerseits auch und gerade alkoholkräftige Rote bei dieser Temperatur besser schmecken, andererseits der Wein im Glas sowieso rasch wärmer wird. Manche rote Kreszenzen schmecken aber tatsächlich bei deutlich tieferen Temperaturen köstlich, wobei das von vielen Faktoren abhängig ist. 

Vorrangig zählen Alkoholgehalt, Gerbstoff, Säure, Restzucker und Körper zu den wesentlichen Kriterien, doch ebenso wichtig sind Einflüsse der Gär- und Lagerbehältnisse (Edelstahl, altes oder neues Fass, Amphore und so weiter), malolaktische Gärung und Alter des Weins. Diese Faktoren werden maßgeblich durch Sorte und Ertrag wie auch Weinbereitung und Lagerung beeinflusst.

Vom Blauen Portugieser zu den Klassik-Linien

Als klassisches Vorbild einer für kühlen Genuss geeigneten Sorte oder eines Weintyps könnte hierzulande der Blaue Portugieser traditioneller Erzeugungsart herangezogen werden – eine Sorte, die bei mittlerem Ertrag eher weiche, milde Weine heller bis mittlerer Farbe ergibt. Diese Weine wurden vielfach kellerkalt, also halbwegs kühl getrunken.

In der von kraftvollen, tanninreichen Lagerrotweinen geprägten Jetztzeit ist das Konzept eines gekühlt zu trinkenden Rotweins für viele Winzer (wie Konsumenten) durchaus ungewöhnlich. 

Dementsprechend war die Bandbreite der Weine, die zur Vinaria Verkostung kühl zu trinkender Rotweine eingesendet wurden, durchaus breit. Ein maximaler Alkoholgehalt von 13 Volumprozent Alkohol (Etikettangabe) sowie Jahrgang 2024 waren vorgegeben, die nähere Auswahl lag in der Einschätzung der Winzer, welche ihrer Tröpferl sich eignen würden. 

Eigenes gekelterte Weine für den gekühlten Genuss

Unter den Proben waren einige Weine, die spezifisch unter dem Gesichtspunkt gekeltert worden waren, gekühlt genossen zu werden. Den Hauptanteil der Proben machten allerdings Weine der Basislinie – vielfach als Klassik oder Classic bezeichnet – aus. Dann gab es noch einige Vertreter, die aufgrund ihres Tannins oder Körpers von traditionellen Rotweincharakteristika geprägt waren.

Die besten Vertreter punkteten erwartungsgemäß mit Eigenschaften wie Leichtfüßigkeit, dezentem Tannin, frischer, vitaler Frucht, auch Kohlensäureunterstützung ebenso wie Säurerasse – hier passte ebenso ein dezenter Restzuckergehalt hinein.

Mad aus Oggau vor Schulz und Thyri

Sehr angetan war die Jury bei den 2024er-Vertretern vom klassischen Zweigelt Seestern aus dem Weingut Mad in Oggau, der mit seiner gelungenen Melange aus purer, jugendlicher Frucht und straffer Säure glänzte. Dahinter der „Cool Red“ vom Weingut Schulz aus Dobermannsdorf, der fast opulent offenherzig daherkam und Unmengen von Frucht mit leichtem Zuckerrest gekonnt vereinte. 

Gleichauf war der zugleich von Räuchernoten und rasender Frucht beseelte Florial Roseler von Wagramer Weinbau Thyri. Dahinter kamen der mit Laub und Kirschfrucht erfüllte Zweigelt von Artner sowie die leichtfüßige, treffend „Tutti-Frutti“ getaufte Fruchtbombe von Lisa Pfneisl. Ähnliche Vitalität und Frucht brachten der Zweigelt vom Seegut Lentsch, Kernigers „Heideboden on Ice“ sowie der Pinot Nova von Winzer Krems mit.

Von 2023 brillierten Philipp Grassls Zweigelt Rubin Carnuntum, der Ernsthaftigkeit mit Verspieltheit verband, sowie der sortentypische Pinot Noir vom Schloss vom Gut Hardegg, der vor allem auf dem Gaumen mit Eleganz und Spannung überzeugte.

Auch wenn die Punktewertungen nicht in den Himmel schießen, so gilt zu bedenken, dass fast alle vorgestellten Rotweine zur Kategorie der Preis-Leistungs-Weine zählen, viele liegen deutlich unter zehn Euro.

 

Topliste Kühle Rote für den Sommer

16,5Weingut Grassl2023 Rubin Carnuntum CA 
16,3Weingut Mad2024 Zweigelt Seestern BG
16,2Gut Hardegg2023 Pinot Noir vom Schloss NÖ
15,8Weingut Schulz2024 Cool Red ZW Ö
15,7Weinbau Thyri2024 Florial Roesler NÖ
15,7Weingut Artner2024 Zweigelt Carnuntum CA
15,6Weingut Lisa Pfneisl2024 Tutti Frutti Ö
15,5Seegut Lentsch2024 ZW BG
15,5Weingärtnerei Engelbrecht2023 ZW Hengst WG
15,5Keringer Massiv Wine2024 Heideboden on Ice BG
15,5Winzer Krems2024 Pinot Nova Ö
15,5Weingut Leth2023 Zweigelt Klassik NÖ

 

Top 2024

16,3Weingut Mad2024 Zweigelt Seestern BG € 7,00
15,8Weingut Schulz2024 Cool Red Zweigelt Ö € 7,50
15,8Weinbau Thyri2024 Florial Roesler NÖ € 8,00
15,7Weingut Artner2024 Zweigelt Carnuntum CA € 10,00
15,7Weingut Lisa Pfneisl2024 Tutti Frutti Ö € 8,90
15,6Seegut Lentsch2024 Zweigelt BG € 7,70
15,5Keringer Massiv Wine2024 Heideboden on Ice BG € 9,90
15,5Winzer Krems2024 Pinot Nova Ö € 8,20

 

Top 2023

16,5Weingut Grassl2023 Rubin Carnuntum CA € 12,00
16,2Gut Hardegg2023 Pinot Noir vom Schloss NÖ € 14,90
15,5Weingärtnerei Engelbrecht2023 Zweigelt Hengst WG € 8,60
15,5Weingut Leth2023 Zweigelt Klassik NÖ € 9,50

 

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Der Rubin Carnuntum 2023 von Philipp und Angelika Grassl ist kalt wie kühl ein Genuss. © Weingut Grassl
Von Sebastian und Tobias Siess vom Weingut MAD kam der beste 2024er. © Maria Hollunder
Werner, Laura, Tobias, Daniela Schulz sorgten mit ihrem „Cool Red“ für eine echte Überraschung. © Weingut Schulz
Familie Thyri aus Eggendorf am Wagram: Michael, Anita & Reinhard Thyri © Paul Stajan
Peter Artner aus Höflein in Carnuntum überzeugte mit Zweigelt Gebietswein 2024. © Weingut Artner
Alles Tutti-Frutti: Verlockender Trinkspaß von Lisa Kölly-Pfneisl. © Weingut Pfneisl
Erfolgsduo vom Seegut Lentsch: Markus & Thomas Lentsch. © Jolly Schwarz Photography
Am Puls der Zeit: Robert und Marietta Keringer mit ihrem Heideboden on Ice. © Weingut Keringer
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