Eingefleischte Muskateller-Fans können sich heuer auf ein dezenteres Auftreten ihres aromatischen Lieblings einstellen. Grund für die Zurückhaltung ist der spezielle Witterungsverlauf im Jahr 2024, der viel Hitze und ein Wechselspiel aus Trockenheit und Feuchte brachte. Vinaria erkostete Österreichs Beste.

Die gelungenen Jahrgangsweine gefallen mit Süffigkeit und gediegener Aromatik. Trends kommen und gehen, oft handelt es sich um kurzlebige Phänomene. Bei Muskateller trifft Letzteres eindeutig nicht zu, denn diese Modeerscheinung hat nicht nur Bestand, sondern auch noch weiteres Ausbaupotenzial. Im aromatischen Verbund auch mit Muskat-Ottonel, Blütenmuskateller, Muscaris und anderen.

Der nach wie vor – wenn auch im Vergleich zu den vergangenen zwei Dekaden etwas gemäßigter – wachsende Anteil von Muskateller mitsamt Verwandtschaft spricht Bände. Untermauert wird das durch die großzügige und folglich von Konsumenten offensichtlich goutierte Preisgestaltung bei Muskateller und Co. im Vergleich zu anderen, nicht ganz so hippen Sorten. 

 Heiß und trocken, dann Flut

Trotz seiner zahlreichen Vorteile wie reichlich Ertrag und früher Reife sowie unverkennbarer Aromatik ist der Muskateller im Weingarten aus Winzersicht nicht komplett beschwerdefrei. Allzu niedrige Temperaturen und vor allem pilzinfektionsfördernde Nässephasen mag die mit großen Trauben und Beeren ausgestattete dünnhäutige Sorte nicht, ebenso nicht allzu große Hitze, Trockenheit und intensive Sonnenbestrahlung.

Im Jahr 2024 waren nicht alle Voraussetzungen ideal für diese Sorte, wobei die Vegetation früh startete, das Jahr danach von relativ stark wechselnden Verhältnissen geprägt war. Im März gab es in Niederösterreich und Burgenland ordentlich Niederschläge, was zu einem Wachstumsschub führte, der in der ersten Hälfte des prächtigen April zu einem extrem frühen Austrieb führte. Spätfröste führten in der Folge in etlichen Gebieten zu teils kraßen Ausfällen. 

Hohe Temperaturen mit zu unterschiedlichen Zeiten auftretenden Niederschlägen sorgten für erhöhten Infektionsdruck durch Pilzkrankheiten sowie vielerorts für Verrieselungen in der Blüte. Richtig heiß wurde es ab der zweiten Junihälfte bis tief ins erste Septemberdrittel hinein.

Dramatische Zustände folgten dann im September. Ein Kälteeinbruch mit intensivem Tiefdruckwetter brachte in der zweiten Septemberwoche zwischen dem 11. und 17. September sintflutartige Regenmengen und tiefe Temperaturen. Rasch wurde es danach wieder warm und im Norden trocken.

Dort, wo es vom Reifezustand der Trauben her möglich war, war die Lese im Eilzugstempo mit möglichst großer Mannschaft vor dem katastrophalen Wettereinbruch durchgeführt worden. Knackpunkt war dabei vor allem die physiologische Reife. 

Beim Muskateller war die Lese vielerorts vor dem Regen erfolgt, allerdings war die Sorte von den 2024 herrschenden Bedingungen betroffen. Trockenheit, Hitze und die folglich rasche Reifeentwicklung wirkten sich einerseits auf die Säurewerte, andererseits auf die aromatische Ausprägung der Sortenvertreter aus.

Steirische Dominanz

Die Muskateller 2024 präsentieren sich aromatisch zurückhaltend, vom Geschmacksbild her ausgewogen, teils erstaunlich rund; Biss und Pikanz sind deutlich zurückgenommen. Die wesentlich weniger krassen Bedingungen in der Steiermark sagten der Sorte ganz offensichtlich deutlich mehr zu als jene im Norden, was sich auch im Ranking ausdrückt.

Der Kampf um die Spitze war sehr eng, wobei hier heuer mehrheitlich Lagen- und Premium-Weine mit mittlerem bis mittelkräftigem Körper reüssierten. Mit Muskateller Ried Höllriegel vom Weinbau Herbst holte überraschend ein eher ungewöhnlicher, weil kräftiger und markanter Sortenvertreter den Sieg. 

Herbst vor Schmölzer und Windisch

Ganz knapp dahinter folgte ein Duo aus Ried Grillbauer vom Weingut Schmölzer aus dem Sausal sowie Privat Ried Satzen von Niki Windisch aus Großengersdorf im südlichen Weinviertel – beide Betrieb gelten zu Recht als Top-Spezialisten für die Sorte. Der Kollerhof konnte sich gleich zweimal in den Top Ten platzieren, der aromatisch expressivere Muscaris hatte die Nase etwas vor dem Eichberg.

Zwischen den beiden landete mit Riegelnegg Olwitschhof ein Gamlitzer Vertreter. Stefan Krispel präsentierte mit seinem Stradener Rosenberg einen ebenfalls bestens gelungenen Vertreter mit Potenzial, was gleichermaßen für den Ried Gaisriegel von Schmölzer gilt. Gleich oder knapp dahinter landeten mit FJ Gritsch und Erich Bayer die besten zwei Wachauer sowie der Muskateller-Veteran Taferner mit seiner verlockend leichten, vitalen Interpretation der Sorte.

2 Muscaris (Piwi) rocken das Topranking

Der Peiserhof brachte einen zweiten Muscaris ins Ranking, ex aequo mit dem Muskateller von Spitzy-Peitler. Ab da ging es noch knapper zu als zuvor, mit jeder Menge sehr guter Sortenvertreter, die neben Harmonie auch mit genügend Frische und Frucht gesegnet sind.

Im Mittelfeld tummelten sich dann sehr viele Vertreter, die gefälligen Trinkspaß bieten, ohne allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Jung getrunken, eignen sie sich vortrefflich als Terrassenweine der sanfteren Art. 

 

Topliste Muskateller & Co. 2024

16,6Weinbau Herbst2024 Muskateller Ried Höllberg
16,5Weingut Schmölzer2024 Gelber Muskateller Ried Grillbaue
16,5Weingut Niki Windisch2024 Gelber Muskateller Ried Satzen Privat
16,4Weingut Kollerhof – Familie Lieleg2024 Muscaris
16,3Riegelnegg Olwitschof2024 Gelber Muskateller Gamlitz
16,1Weingut Kollerhof – Familie Lieleg2024 Gelber Muskateller Eichberg
16,1Weingut Krispel2024 Gelber Muskateller Ried Stradener Rosenberg
16,0Weingut FJ Gritsch2024 Muskateller Spitz
16,0Weingut Schmölzer2024 Gelber Muskateller Ried Gaisriegl
16,0Weingut Taferner 2024 Gelber Muskateller
15,9Weingut Bayer2024 Gelber Muskateller Wösendorf
15,9Der Peiserhof 2024 Muscaris
15,9Weingut Spitzy Peitler 2024 Muskateller
15,8Weingut Kodolitsch2024 Gelber Muskateller Südsteiermark DAC
15,8Weingut Adrian vulgo Koller2024 Gelber Muskateller Vom Feinsten
15,8Weingut Familie Lackner 2024 Gelber Muskateller Ried Kalvarienberg
15,8Weinbau Lamprecht 2024 Gelber Muskateller
15,8Weingut Tschermonegg 2024 Gelber Muskateller Gamlitz
15,7Weingut Norbert Bauer 2024 Gelber Muskateller Selektion
15,7Weingut Kodolitsch2024 Gelber Muskateller Gamlitz
15,7Der Peiserhof 2024 Gelber Muskateller Ried Guntschenberg
15,7Winzerfamilie Steiner2024 Muskateller V. Ferdinands

 

Topliste Muskateller & Co.: Best Buy bis 9 Euro

15,9Weingut Spitzy Peitler2024 Muskateller SST € 8,50
15,8Weingut Adrian vulgo Koller2024 Gelber Muskateller Vom Feinsten SST € 8,00
15,8Weinbau Lamprecht 2024 Gelber Muskateller VLST € 8,40
15,6Weingut Juliana Wieder 2024 UnwiedersteHlicH Muskat Ottonel BG € 8,90
15,6Weingut Niki Windisch2024 Gelber Muskateller NÖ€ 8,50
15,5Weingut Joe Beyer2024 Blütenmuskateller Ried Mitterberg NÖ€ 9,00
15,5Weingut Eiteljörg 2024 Gelber Muskateller VLST € 8,90
15,5Familienweingut Honsig 2024 Gelber Muskateller Ried Platter Kirchleiten NÖ € 8,00
15,4Weinbau Herbst2024 Muskateller Ö € 8,50
15,3Weingut Rainprecht 2024 Gelber Muskateller BG € 7,90
15,1Winzer Krems2024 Weinmanufaktur Krems Gelber Muskateller NÖ € 7,92

 

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Spezialist für Muskat-Sorten: Harald Lieleg besichtigt die Weingärten vom Kollerhof. © Michael Koerbler
Martina & Roland Riegelnegg vom Olwitschhof überzeugten mit ihrem Ortswein Gamlitz. © Werner Krug
Ein Top-Muskateller von Stradener Rosenberg kommt von Stefan und Julia Krispel. © Weingut Krispel
Franz Herbst jun. holte sich souverän den Sieg in der großen Vinaria Verkostung Muskateller 2024; mit seinem Riedenwein aus der Weststeiermark. © Die Abbilderei
Den besten Wachauer Muskateller lieferte FJ Gritsch aus Spitz. © Weingut FJ Gritsch
Gustav Schneeberger vom Weingut Schmözer ist einer der profundesten Muskatellermacher des Landes. © Weingut Schmölzer
Der Weinviertler ist ein Großmeister der Sorte Muskateller, in etlichen Jahren haben sich die Steirer an ihm die Zähne ausgebissen. Sein Flaggschiff ist der Ried Satzen Privat. © Alexander Seidl
Von Karoline Taferner kommt einer von Österreichs bewährtesten Muskatellern. © Weingut Taferner
Erich Bayer glänzte mit seinem Wösendorfer Muskateller. © Monika Löff
Andreas Aldrian, Ilse Aldrian, Willibald Aldrian: Ihr Vertreter war tatsächlich „Vom Feinsten“. © herzblutfoto.at
Nach der jüngsten Top-Platzierung mit Schilcher zeigt der Weststeirer Christoph Lackner auch bei Muskateller auf. © Werner Krug
Jeremias und Katharina Peitler vom steirischen Aufsteiger Spitzy-Peitler. © Weingut spitzyPeitler
Michael Strohmeier vom Peiserhof war mit Muscaris und Muskateller Guntschenberg im Ranking. © Christian Freydl
Mario Weber vom Weingut Kodolitsch punktete mit Gebietswein wie Ortswein. © Werner Krug
Beatrix Lamprecht überzeugte mit ihrem Preis-Leistungs-Muskateller aus dem Vulkanland. © Weingut Lamprecht
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