Der Trend zu Rosé ist hierzulande nach wie vor ungebrochen – kein Wunder, wird doch die rosarote Bühne von vielgestaltigen Charakteren bevölkert – vom leichten oder ernsten Fach, klassisch oder im Holzgewand. Die Vielfalt wird zudem noch durch die unterschiedlichsten Sorten und Herkünfte erweitert. Vinaria testete Best of Rosé 2024.

Eine Frage des Stils: Einer der wesentlichen Gründe für die Beliebtheit dieser Kategorie ist die stilistische Vielfalt, die der von blassrosa bis hellrot variierende Weintyp bietet. Die Bandbreite reicht von frisch-fruchtigen Terrassenweinen über molligere Rosés mit charmantem Fruchtsüße-Säure-Spiel bis hin zu kräftig strukturierten Pinkys mit Tiefgang und Potenzial. 

Dazu gibt es noch so manche faszinierende Alternativweinvariante sowie für Freunde knuspriger Säure, kristalliner Frucht und Mineralität auch noch die heimische Rarität Schilcher aus Blauer Wildbacher.

Unter den klassischen Vertretern dominiert bei den heimischen Roséweinen der Blaue Zweigelt, Hauptsorte unter Österreichs Roten. Sie eignet sich aufgrund der ausgeprägten Frucht und der selten ruppigen Tannine besonders gut für die Rosé-Erzeugung. Doch findet man neben Cuvées auch zusehends mehr Sortenvertreter aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot sowie Pinot Noir und St. Laurent im Feld, die jeweils ihre eigene Typizität mitbringen und die das stilistische Spektrum in Rosarote Vielfalt merklich bereichern.

2024 - Jahrgang der Prüfungen

Der frühaustreibend startende Jahrgang 2024 war von diversen klimatischen Spinnereien und Wetterunbill – von Spätfrost und Hagel bis zum spätsommerlichen Starkregen – geprägt. Diese wirkten sich wesentlich auf die Erntemenge aus, die gut 22 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt lag. 

Hinsichtlich der Qualität gab es große Unterschiede, die stark von Gebiet und Sorte abhängig waren; folglich ist 2024 bis zu einem gewissen Grad ein Jahrgang mit qualitativer Schwankungsbreite. 

Direktpressung oder Saftabzug

Bei Roséweinen ganz wesentlich ist die Herstellungsmethode. Häufig kommt das sogenannte Saignée-Verfahren, der Saftabzug, zur Anwendung – solche Rosés sind quasi ein Nebenprodukt der Rotweinherstellung. Durch den Saftabzug werden viele Rotweine verdichtet – dabei werden üblicherweise nach einem halben Tag bis zu mehreren Tagen bis zu 20 Prozent des Mosts ohne Pressung aus dem Gärbehälter für Rotwein abgezogen und anschließend vinifiziert. Die verbleibende Mischung aus Most, Schalen, Kernen und Fruchtfleisch weist folglich ein für den Rotweinausbau günstigeres Verhältnis zwischen Flüssigkeit und Feststoffen auf.

Bei der immer beliebteren Direktpressung wiederum werden spezifische Parzellen oder Traubenpartien dezidiert für die Erzeugung von Rosé auserkoren: Die blauen Trauben werden je nach Sorte und Reifezustand meist nach mehreren Stunden oder wenigen Tagen auf der Maische abgepresst und vergoren – Farbe und auch Charakter des entstehenden Weins sind abhängig von der Dauer der Maischestandzeit. Wird der Saft der blauen Trauben ohne Maischestandzeit abgepresst und ohne Schalen vergoren, entstehen fast weiße bis blassrosafarbene Weine, die oft unter der Bezeichnung Gleichgepresst oder Weißgepresst laufen, aber derzeit rar sind.

Zwischen Trinkvergnügen und Kraft

Für Ausdruck und Harmonie eines Roséweins scheinen einige Bereiche besonders wichtig. So steigert zwar ein klarer und natürlicher Fruchtausdruck das Vergnügen merklich. Wenn es zu sehr ins Aromatische oder gar Zuckerlhafte geht, kann das wiederum rasch aufdringlich wirken. Maßgeblich ist auch das passende Frucht-Säure-Restzucker-Verhältnis. 

Ganz anders kann es sich bei kräftigen Rosés oder pinken Spezialitäten mit Holzausbau, betonten Maischenoten und/oder dunkelfärbigeren Vertretern mit merklich Tannin verhalten, denn hier ist oft ein geschmeidiges oder cremiges Erscheinungsbild begehrt.

Der größere Teil der rund 140 zur Verkostung eingereichten Rosés war diesmal der Sommerweinkategorie zuzuordnen – mehrheitlich Weine von guter Qualität zwischen 14 und 15 Punkten. Dazu gab es aber auch eine ansehnliche Anzahl an sehr guten Vertretern jenseits der 15 Punkte. Insofern war die Gesamtperformance jedenfalls positiv, auch wenn der 2024er-Jahrgang nicht zu den Superstars zählen dürfte.

Spätstarter in Pink

Eine Reihe von Weinen muss man spezifisch in Schutz nehmen. Jene nämlich, die relativ spät gefüllt werden und sich daher zum Verkostungszeitpunkt oft alles andere als im inneren Gleichgewicht befinden. So haben sich einige Lagenschilcher, aber auch einige der kräftigeren Rosés etwas abweisend gezeigt, und auch bei holzausgebauten Vertretern von Pia Strehn war noch Unruhe vorhanden. Eine Auswahl der Weine wird Vinaria im Spätherbst einer Nachkost unterziehen.

Im erweiterten Spitzenfeld gab es eine tolle stilistische Bandbreite, wobei fast alle Weine zumindest teils aus Direktpressung stammten. Den Sieg holte sich heuer nach längerem wieder einmal ein Raw Wine: Christina Netzl reüssierte mit ihrem hefigen wie vielschichtigen und köstlichen „handmade & unfiltered“. 

Ganz knapp dahinter lag mit Georg Prieler und seinem kräftigen, toll strukturierten Blaufränkisch vom Stein einer der verlässlichsten Rosé-Erzeuger Österreichs. Auf Platz drei folgte mit dem komplexen, reifen, mineralischen Alter Weingarten Eibiswald von der Schilcherei Jöbstl der beste Schilcher, dem mit Jauk-Wiesers dunkelwürzigen Ried Burgegg gleich ein weiterer folgte. 

Auf gleicher Stufe lag Steininger mit Cabernet Sauvignon Rosé, knapp vor Pia Strehn, die heuer mit Pia und die starken Männer einen starken Auftritt hatte. Mit dem rosaroten Schaf von Jöbstl folgte ein Blauer Wildbacher ex aequo mit dem ersten Zweigelt-Rosé von Topf. Auftrumpfen konnten dahinter das Weingut Lackner mit Schilcher und Rosé, sowie vier Blaufränkisch aus dem Burgenland – Iby und Mad sowie noch zweimal Strehn mit Elefant und Seerosé. 

 

Topliste Rosé & Schilcher

17,1Weingut Franz & Christine Netzl2024 Christina Rosé handmade & unfiltered WL
17,0Weingut Prieler2024 Rosé vom Stein Blaufränkisch BG
16,8Schilcherei Jöbstl2024 Schilcher Ried Alter Weingarten Eibiswald WST
16,6Weingut Jauk-Wieser2024 Schilcher Ried Burgegg WST
16,6Weingut Steininger2024 Cabernet Sauvignon Rosé NÖ
16,5Weingut Strehn2024 Pia und die starken Männer BG
16,4Weingut Topf2024 Rosé Zweigelt NÖ
16,3Weingut Lackner2024 Schilcher Ried Gasselberg Ligist WST
16,2Rotweingut Iby2024 Rosé Blaufränkisch BG
16,2Weingut Mad2024 Rosé Ried Marienthal Blaufränkisch BG
16,2Weingut Strehn2024 Elefant im Porzellanladen BG
16,1Weingut Strehn2024 Seerosé BG
16,0Weingut Greilinger2024 Rosé (PN/CS) NÖ
16,0Weingut Steininger2024 Merlot Rosé NÖ
15,9Herbstwein - Weinbau Herbst2024 Schilcher Ried Höllberg WST
15,8Weingut Gebeshuber2024 Rosé Querfeldein TH
15,8Weingut Langmann vulgo Lex2024 Schilcher Ried Langegg WST
15,8Weingut Weber2024 Schilcher Ried Langegg Stainz WST
15,7Weingut Langmann vulgo Lex2024 Schilcher Ried Hochgrail WST
15,7Weingut Piribauer2024 Romy Rosé RS
15,6Weingut Strehn2024 Blaufränkisch Rosé BG
15,5Weingut Am Berg2024 Merlot gleichgepresst NÖ
15,5Leo Aumann2024 Rosé (SL/CS/PN) TH
15,5Weingut Bründlmayer2024 Rosé Zweigelt KA
15,5Rotweingut Iby2024 Herzenswunsch Blaufränkisch Blanc de Noir BG
15,5Martin Machalek2024 Emma Fröhlich Rosé Zweigelt NÖ

 

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Rosé & Schilcher Siegerin Christina Artner-Netzl aus Carnuntum über ihren Sieger-Rosé handmade & unfiltered. © Julius Hirtzberger
Georg Prieler zählt zu den allerbesten Rosé-Erzeugern Österreichs. © Weingut Prieler
Großfamilie im Oggauer Weingut Mad (v.l.) Willi & Maria Mad, Christian & Rafaela Händler, Sebastian, Barbara & Frederick (o.) sowie Tobias Siess, Maria & Matthias Siess © Weingut Mad
Mit Blaufränkisch per Du: Anton Markus & Eva Maria Iby in der Ried Dürrau © #viewitlikejenni
Aufsteiger in der Weststeiermark: Christoph Lackner aus Krottendorf © Weingut Lackner
Hannes Jöbstl ist immer ganz vorne bei den Vinaria Schilcher Verkostungen, diesmal stellte er den besten Sortenvertreter aus 2024. © Jöbstl Florian
Weinclan Steininger; Eva und Peter, Brigitta und Karl Steininger (v.l.) © Weingut Steiniger
Reinhard und Renate Greilinger punkteten mit ihrem Pinot-Cabernet-Rosé. © Weingut Greilinger
Beeindruckte mit zukunftsträchtigen Lagen-Schilchern: Verena Langmann vom Weingut Langmann vulgo Lex © Weingut Langmann
Lisa Jauk-Wieser reüssierte mit Schilcher aus der Ried Burgegg. © Weingut Jauk
Top Topf-Trio aus Strass: Hans Topf (mi) flankiert von seinen Söhnen Maximilian und Hans-Peter © Weingut Topf
Pia Strehn verdient mit ihrem tollen Róse-Sortiment den Titel „Queen of Rosé“. © Vic Schwarz
Herbstwein: Franz sen. und Brigitte flankiert von den Folgegenerationen (v.l.): Katharina, Martina, Franz jun. und Maximilian. © Weingut Herbstwein
Imposant und steil: Die berühmte Ried Hochgrail bei Stainz © Weingut Langmann