Spannend & Charmant: Vinaria hat Rotwein-Cuvées aus dem Burgenland in einer beachtlichen Jahrgangstiefe unter die Lupe genommen. Hohes Niveau zeichnete diese Verkostung ebenso aus wie eine überzeugende Siegerin.

Silvia Heinrich © Mili Badic

Das Burgenland ist eine ausgesprochen sonnige Gegend und damit prädestiniert für den Anbau von Rotwein. Die Klimastatistik „Laenderdaten.info“ weist knapp 2.100 Sonnstunden pro Jahr aus.

Der Klimawandel hinterlässt im Weinbau seine Spuren, in diesem Fall auch positive. Dank des Temperaturanstiegs werden selbst späte Rebsorten wie Cabernet Sauvignon häufig reif, was vor 30 Jahren längst nicht so oft der Fall war.

Ein weiterer, ganz wichtiger Terroir-Faktor ist der Untergrund, auf dem die Reben wachsen. Die Bodenzusammensetzungen in den Weingärten des Burgenlandes sind sehr abwechslungsreich.

Bunte Sortenvielfalt im Burgenland

Im Burgenland werden viele unterschiedliche Rebsorten kultiviert, vom autochthonen Blaufränkisch über die erfolgreiche Neuzüchtung Zweigelt bis zu Globetrottern wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah, mitunter auch Cabernet Franc, der sich im pannonischen Umfeld sehr wohlzufühlen scheint und eine kühle, würzige Komponente beisteuert.

Der mit dem Pinot Noir genetisch verwandte St. Laurent wird ebenfalls gerne als Cuvée-Partner eingesetzt; er sorgt in einer Assemblage für eine unverwechselbare Note.

Möglicherweise gibt es generell zwei Lager von vinophilen Menschen: einerseits die auf reinsortige Weine schwörenden Puristen, auf der anderen Seite die Anhänger möglichst balancierter Weine in Form von Cuvées.

Überzeugender Sieg von Silvia Heinrich

Spannend erwies sich diese Verkostung schon durch die Jahrgangstiefe und wegen der vielen möglichen Kombinationen von Rebsorten. Im Spitzenfeld finden sich alle Jahrgänge von 2016 bis 2020.

Überzeugend gewonnen hat der 2017er „elegy“ von Silvia Heinrich aus Deutschkreutz, eine druckvolle Melange aus Cabernet Sauvignon und Merlot sowie einem Schuss Cabernet Franc, die sich anfänglich holzbetont präsentiert und mit Luft stetig zulegt. Aus dem gleichen Ort kommt ein gleichermaßen spannender Wein, die Cuvée „La Mission“ 2019 vom Weingut Ernst, bei der subtile Finesse vor Wucht steht.

Den dritten Platz teilen sich zwei weitere Vertreter aus dem tollen Jahrgang 2019, nämlich die „Private Cuvée“ aus Blaufränkisch und Merlot des Weingutes Migsich mit vielschichtiger Aromatik und superbem Trinkfluss. Sowie die aus überwiegend französischen Rebsorten komponierte Cuvée „Weite Welt“ von Günter und Regina Triebaumer – ein Wein, der mit Luft von Runde zu Runde zulegte und seine Performance erneut unter Beweis stellte.

Der Jahrgang 2020 ist mit drei Weinen im Spitzenfeld repräsentiert, nämlich mit René Pöckls monolithischem „Admiral“, der beachtliches Lagerpotenzial haben dürfte, dem sehnigen und kräftigen „Rêve de Jeunesse“ aus dem gleichen Haus sowie mit der eleganten und kühlen Cuvée „Cablot“ von Gager.

Jacqueline Klein aus Andau hat den druckvollen, noch von neuem Holz geprägten „JK“ aus 2019 ins Rennen geschickt, der uns 17,3 Punkte wert war. Der gleich alte und gleich bewertete Blend „The Oak“ von Eichenwald Weine zeichnet sich ebenfalls durch viel Kraft sowie Potenzial aus.

Das Weingut Giefing aus Rust überzeugte mit dem 2018er Marco Polo, einem trinkanimierenden Blend aus Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon, sowie mit dem gleich alten „Cardinal“, bei dem Blaufränkisch den Ton angibt, ein höchst elegantes Mittelgewicht.

Mit 17,1 Punkten fanden sich zwei weitere Weine in der Finalrunde: die feingliedrige und elegante 2019er „Cuvée d’Or“ von Franz Schindler aus Mörbisch sowie die von Gerhard Pfneisl aus Merlot und Shiraz komponierte Assemblage von der Ried Hexenberg in Deutschkreutz, Ausgabe 2020 – ein fruchtbetonter Wein, der noch ein wenig Zeit zur Abrundung benötigt.

Das Weingut Kollwentz brachte gleich drei nahezu ebenbürtige Ausgaben vom „Steinzeiler“ an den Start, den distinguierten 2017er, den lebhaften und eleganten 2016er, beides gewissermaßen zeitlose, von Blaufränkisch dominierte Weine, sowie die noble, subtile Ausgabe 2019.

Ebenfalls die Marke von 17 Punkten geknackt haben der harmonische und druckvolle 2019er Comondor von Hans und Anita Nittnaus, die überzeugende „Cuvée Sempre“ von Georg Wieder aus Neckenmarkt, Ausgabe 2017, sowie der an einen Bordeaux erinnernde 2016er „Hill1“ vom Weingut Hillinger, der noch lange nicht am Ende seines Weinlebens sein dürfte.

Das Bioweingut Ettl schickte mit dem 2020er Bordeaux-Blend namens „Hannah’s Grande Reserve“ einen Wein aus sichtlich hochreifem Lesegut ins Rennen, der sehr viel Luft zur Entfaltung braucht und mit seiner an Amarone erinnernden Stilistik betont eigenständig auftritt.

Rotwein-Cuvées aus dem Burgenland können sehr gut reifen, wie das Weingut Stiegelmar mit dem 2012er „Stiegelmar“ bewiesen hat, einer ungemein jugendlich auftretenden Melange aus Zweigelt, Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon. Auch der 2008er Bordeaux-Blend „1014“ aus dem Hause Feiler-Artinger in Rust zeigt sich noch immer nicht müde.

„Rotwein-Cuvées haben im Burgenland schon sehr lange Tradition. Nicht nur die klassischen österreichischen Sorten wie Blaufränkisch und Zweigelt werden gerne verschnitten, auch internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah werden gerne ‚verheiratet‘. Mit dieser Top-Liga hat sich das Burgenland sowohl national als auch international einen Namen und Ruf für höchste Qualität und das Können der Winzer im Burgenland erarbeitet.“

Georg Schweitzer, Geschäftsführer Wein Burgenland

 

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Berhard Ernst © Weingut Ernst
v.l. Mario und Erich Migsich © Weingut Migsich
Günter und Regina Triebaumer © Steve Haider
Josef Gager (li) und sein Sohn Horst (re) © Stephan Wyckoff
René Pöckl © Steve Haider
V.l. Johannes Berger und Johannes Forauer von Eichenwald Weine aus Horitschon
Jacqueline Klein © Kerstin Reiger
V.l. Erich, Elsa und Claudia Giefing © Hans Wetzelsdorfer
Christina und Andi Kollwentz © Bernhard Angerer
Lisa Pfneisl © Weingut Pfneisl
V.l. Michael, Paul & Christian Ettl vom Bioweingut Ettl © Weingut Ettl
Ferry Schindler vom Weingut Franz Schindler © Weingut Schindler
Hannes Fuhrmann © Bioweingut derfuhrmann
Martin Reinfeld © Mag. Paul Szimak
Melitta und Josef Igler © Weingut Josef Igler
Hannes Haiden © Robert Herbst
Leo Hillinger © Leo Hillinger GmbH
Familie Nittnaus vereint: v.l. Martin, Anita, Sebastian, Andreas mit Hund Bruno, Hans und Iris © Julia Geiter
Georg Wieder © Steve Haider
Georg Schweitzer, Geschäftsführer Wein Burgenland © Margit Schmid