Fünf sehr gute bis ausgezeichnete Rotweinjahrgänge nacheinander – von 2015 bis 2019 – hat es in Österreichs weinbaulicher Neuzeit bislang nicht gegeben. Entsprechend großartig die Ergebnisse der großen Vinaria Verkostung der besten Premium-Rotweine aus Österreich.

Mehrheitlich standen Rotweine der vollreifen Jahrgänge 2018 und 2017 auf dem Prüfstand, wobei Weine aus dem 17er-Jahr die Spitze dominierten. Die hohe Durchschnittsqualität ist wohl das erfreulichste Fazit der diesjährigen Verkostung der Premium-Rotweine.

Unverändert große Bandbreite

Am Prüfstand waren beispielsweise so schlanke und ein wenig asketisch wirkende Weine, wie sie etwa die Weingüter von Gernot Heinrich, Franz Reinhard Weninger und Günter Schönberger anstreben, wobei sie freilich untereinander wieder gravierende Unterschiede aufweisen. Andererseits gab es auch so mächtige Blockbuster zu verkosten, wie sie beispielsweise für den Badener Winzer Leopold Aumann, die Göttlesbrunner Weingüter Artner und Taferner sowie im Burgenland beispielsweise für die Newcomer Reeh, Keringer und Ettl oder die alteingesessenen Spitzenbetriebe von Josef Gager, zum Teil auch von Günter Triebaumer, Silvia Heinrich und Albert Gesellmann kennzeichnend sind.

Gute Ergebnisse konnten Weine beider Stilrichtungen erzielen. Die allerbesten Bewertungen haben freilich jene Kreszenzen erzielt, welche die nötige Substanz und Dichte sowie perfekten Holzeinsatz mit klar definierter Struktur und Vielschichtigkeit verbunden haben.

Blaufrankisch, Cuvée & Co.

Unter den klassischen Rotweinsorten kam es an der Spitze wieder zu einem Match zwischen dem heimischen Sortenklassiker Blaufränkisch und den Cuveés. Mit etwas Abstand konnten auch ein paar Sortenweine aus Cabernet, Merlot und Zweigelt im Vorderfeld mitmischen. Damit ein Schwenk zu den getesteten Jahrgängen: Herausragend unter den 2018ern war zweifellos die ebenso glockenklare wie finessenreiche Cuvée Bärnreiser von Philipp Grassl.

Aber auch beide Blaufränkisch-Varianten und der Merlot von Reinhold Krutzler, der mächtige, noch extrem junge Cabernet von Alexander Leberl, der Rosenberg-Blend und der in seiner Sortengruppe mit Respektabstand siegreiche Kirchweingarten-Zweigelt aus der Hand von Gerhard Markowitsch werden höchste Ansprüche erfüllen.

Ebenfalls zu schönen Hoffnungen berechtigen die Weite Welt von Günter Triebaumer sowie der Admiral von René Pöckl und die Cuvées der beiden Göttlesbrunner Weingüter Netzl und Glatzer. Diese rundum erfreulichen Gewächse lassen somit auch vom Gros der erst im nächsten Jahr im Verkauf befindlichen 2018er-Top-Rotweine einiges erhoffen.

Die schon oft gelobten 2017er sind den Vorschusslorbeeren wieder einmal voll und ganz gerecht geworden. Aus der Serie der französischen Globetrotter stachen dabei der jugendliche Bordeaux-Blend und der samtige Merlot von Ludwig Follner, der individuelle Cabernet Franc von Hannes Reeh, der Cabernet Sauvignon 2016 von Andi Kollwentz und der Cabernet-Merlot von Ernst Triebaumer positiv hervor.

Georg Prieler nicht zu schlagen!

In der Kategorie „Cuvées mit österreichischen Rebsorten“ waren die ebenso kraftvollen wie multidimensionalen Reserve-Blends von Paul Kerschbaum und Andi Kollwentz namens Cuvée Kerschbaum und Steinzeiler eine Klasse für sich. Die Dominanz der österreichischen Haus- und Hofsorte Blaufränkisch war diesmal vielleicht nicht so ausgeprägt wie in den vergangenen Jahren, in der Reserve-Kategorie aber doch deutlich zu erkennen. So exquisite Repräsentanten wie der Goldberg und Marienthal von Georg Prieler, der Jungenberg von „John“ Nittnaus, der Mariental von Ernst Triebaumer und der Altenberg von Paul Achs bereiten sicher nicht nur gegenwärtig große Trinkfreude, sondern besitzen vielmehr alle Attribute, die sie für eine längere Lagerung prädestiniert.

Sankt Laurent & Blauburgunder

Das Feld der Sankt Laurents besticht durch verlässlichere Qualität und mehr Konstanz und zeigt sich auch in Sachen Stilistik merklich einheitlicher – trotz unterschiedlicher Ausbauarten. Beim Pinot gibt es tolle Spitzen und auch gediegene Vertreter im oberen Mittelfeld.

Während bei der tiefgründigen Pinot-Reserve von Markowitsch die frische wie reife, geschmeidige Fruchtfülle bei gleichzeitig vorhandener Struktur hervorsticht, glänzt spezifisch der Kästenbaum von Reinisch durch mehr Würze und Rasse bei einnehmender Rotbeerigkeit; Bründlmayer ist wiederum der vermutlich straffste und konturierteste Wein des Trios.

Die Spitze konnte heuer aber Sankt Laurent mit dem ersten und zweiten Platz beanspruchen: Bei Reinisch begeistert die vollreife, köstliche Frucht in Verbindung mit dem fast seidigen Tannin und beachtlicher Länge, bei Philipp Grassl die kühle und zugleich vibrierende Frucht mit mineralischer Komponente. Großes Lob auch für den St. Laurent Ronald vom Freigut Thallern, der einer der besten Rotweine aus dem Gut in der neueren Geschichte ist, wie auch für Markus Iro und Leo Aumann sowie Gisperg für seine Gesamtleistung in der Kategorie. Positiv überrascht haben zudem Zuschmann und Huber-Spitzer.

Für Vinaria haben in mehreren Vorrunden und in einer Finalrunde Hermann Botolen, Hans Pleininger, Rüdiger Pröll, Peter Schleimer, Adi Schmid und Viktor Siegl verkostet. Für die Unterstützung und Mithilfe bedanken wir uns beim Team des Freigut Thallern sehr herzlich.

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Topliste: Beste Rotweine aus Österreich 2018 (Auszug)

18,5 Philipp Grassl | 2018 Ried Bärnreiser 1ÖTW (ZW-ME-BF-CS)
17,9 Weingut Krutzler | 2018 Perwolff (BF)
17,8 Gerhard Markowitsch | 2018 PN Reserve
17,6 Gerhard Markowitsch | 2018 Zweigelt Ried Kirchweingarten
17,5 Weingut Leberl | 2018 CALX Cabernet Sauvignon
17,5 Gerhard Markowitsch | 2018 Ried Rosenberg 1ÖTW (ZW-ME-BF)
17,4 Michael Auer | 2018 Ried Aubühl Höflein (BF-SL-CS)
17,4 Schwertführer 47er | 2018 ME Top Edition
17,2 Markus Iro | 2018 SL Ried Herrschaftswald
17,1 Weingut Krutzler | 2018 Merlot
17,1 G+R Triebaumer | 2018 Weite Welt
17,1 Philipp Grassl |2018 SL Alte Reben
17,0 René und Theresa Pöckl | 2018 Admiral(ZW-ME-CS)
17,0 Franz und Christina Netzl | 2018 Anna-Christina Ried Bärnreiser 1ÖTW
17,0 Johann Gisperg | 2018 PN Reserve
16,9 Weingut Krutzler | 2018 BF Alter Weingarten Ried Weinberg
16,9 Weingut Glatzer | 2018 Ried Rosenberg(BF-ZW-ME)
16,9 Weingut Prieler | 2018 Schützner Stein (ME)
16,9 Weingut Huber-Spitzer | 2018 PN Reserve Ried Jagatafel Pfaffstätten

Topliste: Beste Rotweine aus Österreich Reserven 2017 (Auszug)

18,8 Weingut Prieler | 2017 Blaufränkisch Ried Goldberg
18,4 Anita und Hans Nittnaus | 2017 Blaufränkisch Ried Jungenberg
18,3 Ernst Triebaumer | 2017 Ried Mariental
18,2 Paul Kerschbaum | 2017 Cuvée Kerschbaum
18,1 Weingut Prieler | 2017 Blaufränkisch Ried Marienthal
18,0 Johanneshof Reinisch | 2017 SL Ried Holzspur
17,9 Paul Achs | 2017 Ried Golser Altenberg Blaufränkisch
17,8 Weingut Kollwentz | 2017 Steinzeiler (BF-CS-ZW)
17,8 Philipp Grassl | 2017 SL Alte Reben
17,7 Weingut Gager | 2017 BFG (BF)
17,7 Weinmanufaktur Follner | 2017 Freude pur Blaufränkisch AR Rust
17,7 Weinmanufaktur Follner | 2017 Liebe pur (CS-ME-CF)
17,4 Philipp Grassl | 2017 Reserve (ME-BF-ZW)
17,4 Weingut Bründlmayer | 2017 PN Reserve Ried Käferberg
17,4 Freigut Thallern | 2017 SL Ried Ronald Pfaffstätten
17,3 Weingut Weninger | 2017 Blaufränkisch Ried Kalkofen
17,2 In Signo Leonis | 2017 In Signo Leonis (BF-ZW-CS)
17,2 Weinmanufaktur Follner | 2017 Lebenslust Merlot
17,1 In Signo Leonis | 2017 In Signo Sagittarii (BF)

 

NÄCHSTE WOCHE: ALLE SORTENSIEGER UND BEST BUYS!