Eigenständig auf hohem Niveau: Sauvignon Blanc made in Austria hat seine Identität gefunden. Österreichs größte Sortenverkostung, jene von Vinaria, erkostete die besten SB des Landes. An der Spitze ein klare Sache für die Steirer.

Silber bei der großen Sauvignon Blanc Verkostung: Wolfgang Maitz © Weingut Wolfgang Maitz

Die erstklassigen Jahrgänge 2021 und 2019, in der Grünen Mark auch 2020, ließen eine Verkostung auf hohem Niveau erwarten. Die guten Weinmacher schaffen es, Trinkspaß, Ernsthaftigkeit, Wertigkeit und Lagerpotenzial unter einen Hut zu bringen. Schwere Holzbomber sind eine aussterbende Spezies, sie teilen das Schicksal der Dinosaurier.

Drei Jahrgänge von gut bis groß

Zur Verkostung waren drei Jahrgänge ausgeschrieben, die insgesamt als sehr gut bis groß zu bewerten sind, aber hinsichtlich Witterung doch grundverschieden waren.

2021 gilt als Traumjahr in ganz Österreich. Die Jungweinverkostungen für unseren Guide ließen schon im Frühjahr frohlocken. Kurz gefasst: Die Weißweine sind kristallklar, ausgereift und stoffig, die Säure sorgt für Spannung und ist harmonisch eingebunden. Das zieht sich quer durch die Weinbaugebiete.

2020 war geprägt von Gegensätzen, typisch österreichisch, wenn man so will. Auf Sonne folgte Regen, auf Wärme Kälte. Regional gab es markante Unterschiede. Vergleichsweise niedrige Nachttemperaturen förderten Aroma und Säure.

In Niederösterreich und Wien freute man sich über fruchtbetonte Weine mit etwas niedrigerem Alkoholgehalt und rassigerer Säure als in den Jahren davor. Die Weißweine im Burgenland präsentierten sich ausgereift und harmonisch, getragen von einer guten Säure. Der Grünen Mark bescherte die Witterung im leichteren Segment einen archetypisch steirischen Jahrgang mit frischen, knackigen Sauvignons. Die kräftigen Orts- und Riedenweine zeigten Charakter und Struktur.

2019 gilt als großer Jahrgang, ausgenommen einige wenige Anbaugebiete, wo er „nur“ sehr gut war. Der Sommer war heiß und trocken. Stressfrei konnten im Herbst vollreife und gesunde Trauben gelesen werden. Für alle Weißweine sind eine animierende Frische und eine glockenklare Frucht prägend, die Säurestruktur ist trotz der Wärme während der Reifeperiode markant. Sie waren bereits in ihrer frühesten Jugend elegant und harmonisch wie selten.

2018 war in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich, zum Teil extrem.  Ungewöhnlich warmes, trockenes Frühlingswetter führte zur frühesten Lese seit Menschengedenken. Der Weinjahrgang ist als reif und sortentypisch zu bezeichnen, nicht als groß.

2017 wiederum war das Jahr der extremen Temperaturwechsel. In der Steiermark gilt 2017 als großer Sauvignon-Jahrgang.

Überzeugende 2021er sind stoffig und bekömmlich

Wie erwartet, waren viele gute bis sehr gute Sauvignons aus dem Jahr 2021 am Start. Der Durchschnitt aller Proben aus diesem Jahr liegt bei beachtlichen 15,7 Punkten. Sensorisch waren die 2021er überwiegend stoffig und von einer bekömmlichen Säure geprägt, die den Weinen Trinkfluss verleiht, ohne aggressiv zu sein. Viele Riedenweine und Reserven werden erst später in den Verkauf kommen, man darf auf die nächstjährige Vinaria Verkostung gespannt sein.

Weingut Gross holt beeindruckenden Sieg

Klar den Gesamtsieg errungen hat das Weingut Gross mit dem Privat „FR“ Sauvignon Blanc von 2017; FR steht für Fassreserve. Dieser Wein wirkt jung, er ist kraftvoll und nobel zugleich, der Holzeinsatz ist als perfekt zu bezeichnen. Nicht weit dahinter rangiert der gleich alte Sauvignon Blanc Ried Nussberg, der punktegleich mit dem 2018er Sauvignon Blanc Ried Mosergut Reserve von Felberjörgl abgeschnitten hat. Überhaupt ist beim Weingut Gross ein Stilwandel in Richtung Feinheit, Eleganz und Trinkfluss zu beobachten, der sich auch beim ebenfalls eingereichten 2021er Gebietswein manifestiert.

Maitz und Potzinger Sieger Silber

Einsame Spitze im Starterfeld der 2021er war Stefan Potzingers Ried Sulz „Joseph“, der es als Einziger dieses Jahrganges ins Finale schaffte und auch im Mini-Finale den reiferen Weinen erfolgreich Paroli bot. Dieser hochgradig präzise Sauvignon stand schlussendlich mit dem 2019er Sauvignon Blanc Ried Hochstermetzberg von Wolfgang Maitz ex aequo als Zweitplatzierter auf dem Siegerpodest.

Auch die anderen Proben des Weinguts Potzinger, alle von 2021, wussten zu überzeugen. Daneben hat Wolfgang Maitz den 2020er Sauvignon Ried Schusterberg eingereicht, der mit 16,5 Punkten in die Kategorie der Vier-Sterne-Weine fällt. Der besonnene Weinmacher hat einen eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt, seine Weine strahlen Gelassenheit aus, sie scheinen in sich zu ruhen.

Mario Webers Doppelpack mit Kodolitsch

Die Weine mit der dritt- und vierthöchsten Punktezahl sind ebenfalls Südsteirer, Mario Weber vom Weingut Kodolitsch zeichnet dafür verantwortlich. Auch sie kennzeichnet ein unverkennbarer Stil, obschon die Untergründe dieser beiden 2019er grundverschieden sind – Schieferboden beim Ried Kogelberg Alte Reben (17,3 Punkte), der Rosengarten ist eine von kalkhaltigem Lehm geprägte Riede, dieser Wein hatte um 0,1 Punkte die Nase vorne.

Ebenfalls nicht zu verwechseln sein dürfte der 2019er Sauvignon Blanc Ried Grubthal von Reinhard Muster aus Gamlitz, der gemeinsam mit dem Weingut Kodolitsch, Markus & Sabine Pongratz, Werner Schwarz und Josef Scharl 17,3 Punkte erreichte. Jeder dieser Weine besitzt eine eigene Persönlichkeit, was beweist, dass viele Wege nach Rom führen respektive zu Top-Ergebnissen in einer Verkostung.

Weitere Speerspitzen aus der Steiermark

Drei Weine von seit vielen Jahren zuverlässigen Betrieben erhielten 17,1 Punkte: Der 2020er Ried Kranachbeg von Peter Skoff aus Gamlitz und die beiden gleich alten Weine des Landesweingutes Silberberg, nämlich der Bio-Wein Ried Meletin und der B.O.S., eine Auslese der besten Chargen; B.O.S. steht für Best of Silberberg.

Knapp dahinter folgen mit 17 Punkten weitere Südsteirer: Skoff Original mit dem 2020er Ried Oberkranachberg, der gleich alte Ried Welles vom Weingut Riegelnegg Olwitschhof und der 2019er Ried Hirritschberg von Bernd Stelzl.

Sauvignon-Spezialist Walter Skoff hat mehrere sehr gute Weine ins Rennen geschickt, beim präzisen „Royal“ von 2020 hat er sich mit dem Holz sehr zurückgehalten. Mit dem 2019er Sernauberg „Exzellenz“ hat der Olwitchhof einen druckvollen Sauvignon Blanc nominiert. Damit hat sich dieses traditionelle Weingut einmal mehr unüberhörbar zu Wort gemeldet.

Mit jeweils 16,9 Punkten komplettierten Matthias List und das Weingut Wohlmuth die Finalrunde, Ersterer mit dem Ried Grassnitzberg von 2020, Wohlmuth mit dem gleich alten und hochgradig eleganten Ried Hochsteinriegel.

Stefan Langmann aus dem Schilcherland gehört zu jenen Weinmachern, die regelmäßig hohe Qualität abliefern, so auch heuer mit mehreren Weinen. Stefan Krispel aus dem Vulkanland Steiermark an dieser Stelle vorstellen zu wollen wäre wie Eulen nach Athen zu tragen. Aufgezeigt hat auch der unkonventionelle Querdenker Christian Krampl vom Weingut oberGuess bei Leutschach.

Alois Gollenz aus Tieschen im Vulkanland Steiermark hat erneut sein Können unter Beweis gestellt. Gleiches gilt für das Weingut Dreisiebner Stammhaus, einmal 16,5 Punkte, einmal 16,4. Die gleiche Wertung erhielt der 2020er Sauvignon Blanc Ried Schmiernberg vom Weingut Spitzy Peitler aus Leutschach, ein Name, den man sich merken sollte. Schon mehrfach aufgezeigt hat der Betrieb Oberer Germuth aus dem gleichen Ort.

Pröll führt Phalanx der Nicht-Steirer an

Zu den allerbesten Nicht-Steirern zählt der 2021er Sauvignon Blanc Ried Karln vom Weingut Pröll in Radlbrunn, ein überzeugender und ungemein trinkiger Wein, der uns 16,4 Punkte wert war. Gleich gut abgeschnitten hat der Sauvignon Blanc Smaragd des Weingutes Eder Wachau, Jahrgang 2020. Im Kommen ist auch der junge Betrieb Domains Kilger aus Gamlitz. Zu den bekannten Namen zählt das Weingut Schauer aus Kitzeck; diese Weine sind vom kristallinen Untergrund geprägt. Zu den überzeugenden 2021ern gehört der Sauvignon Ried Kittel von Wine by S. Pratsch aus Hohenruppersdorf im Weinviertel.

Als verlässliche südsteirische Produzenten astreiner Qualität mit fairem Preis haben sich wiederum der Urbanikeller von Helmut und Mathias Maitz, das Weingut Tschermonegg sowie das Familienweingut Trabos empfohlen. Gleiches gilt für den Weinhof Platzer aus Tieschen im Vulkanland. Für Wien die Fahne hochgehalten hat Mayer am Pfarrplatz.

Das Weingut Johann Schneeberger aus Heimschuh bei Leibnitz und Bernhard Lambauer aus Kitzeck sind Vinaria Lesern ebenfalls keine Unbekannte. Auf 16 Punkte gebracht haben es unter anderem das Weingut Jost von Johannes Strudler aus Podersdorf und das Weingut Müller Klöch.

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Topliste Sauvignon Blanc

17,7 Weingut Gross 2017 Privat „FR“ Sauvignon Blanc
17,5 Wolfgang Maitz 2019 Sauvignon Blanc GSTK Ried Hochstermetzberg
17,5 Stefan Potzinger

2021 Sauvignon Blanc Ried Sulz „Joseph“ SST DAC

17,4 Weingut Kodolitsch 2020 Sauvignon Blanc Ried Rosengarten
17,3 Weingut Kodolitsch

2020 Sauvignon Blanc Ried Kogelberg Alte Reben

17,3 Weingut Muster.gamlitz 2019 Sauvignon Blanc Ried Grubthal
17,3 Weingut Pongratz 2019 Sauvignon Blanc Schwalbenhimmel Ried Hochberg
17,3 Charakterweine Josef Scharl 2019 Auron Große Lage Ried Schemming VST DAC
17,3 Weingut Werner Schwarz 2019 Sauvignon Blanc Ried Wunsum Reserve
17,2 Weingut Felberjörgl 2018 Sauvignon Blanc Ried Mosergut Reserve
17,2 Weingut Gross 2017 Ried Nussberg GSTK „FR“ Sauvignon Blanc
17,1 Landesweingut Silberberg 2020 Sauvignon Blanc Ried Meletin Bio
17,1 Landesweingut Silberberg

2018 Sauvignon Blanc B.O.S.

17,1 Weingut Peter Skoff 2020 Sauvignon Blanc Ried Kranachberg
17,0 Riegelnegg Olwitschhof 2020 Sauvignon Blanc Welles
17,0 Skoff Original 2020 Sauvignon Blanc Ried Oberkranachberg SST DAC
17,0 Bernd Stelzl 2019 Sauvignon Blanc Ried Hirritschberg SST DAC

Best Buy Sauvignon Blanc bis €12

16,4 Weingut Pröll 2021 Sauvignon Blanc Ried Karln € 7,20
16,4 Oberer Germuth 2021 Sauvignon Blanc SIEME Leutschach SST DAC € 12,00
16,2 Weingut Maitz-Urbanikeller 2021 Sauvignon Blanc Ried Schusterberg € 11,00
16,1 Weingut Felberjörgl 2021 Sauvignon Blanc Kitzeck-Sausal € 11,50
16,1 Weinhof Platzer 2021 Sauvignon Blanc Ried Aunberg € 12,00
16,0 Weingut Werner Schwarz 2021 Sauvignon Blanc Kitzeck Sausal SST DAC € 11,30
16,0 Weingut Jost Johannes Strudler 2021 Sauvignon Blanc € 7,90
15,9 Dreisiebner Stammhaus 2021 Sauvignon Blanc SST DAC

€ 10,00

15,9 Weingut Vogelleithenhof Högl 2021 Sauvignon Blanc Spitzer Graben € 7,00
15,9 Weingut Jauk-Wieser 2021 Sauvignon Blanc Deutschlandsberg WST DAC € 10,20
15,9 Winkler-Hermaden 2021 Sauvignon Blanc VST Steiermark DAC € 11,00

 

Sieger der großen Sauvignon Blanc Verkostung: Martina und Johannes Gross © Lupi Spuma / Weingut Gross
Bronze bei der großen Sauvignon Blanc Verkostung: Stefan Potzinger © Weingut Potzinger
Reinhard Muster © Weingut MUSTER.gamlitz
Markus und Sabine Pongratz mit ihren Kindern © Weingut Pongratz
Josef Scharl © Weinhof Josef Scharl
Werner Schwarz © Apresvino
Hans-Peter Temmel vom Weingut Felberjörgl © Johannes Sommer
Gernot Lorenz, Karl Menhart, Thomas Menhart, Klaus Fischer und Josef Auer vom Landesweingut Silberberg (v. l.) © Apresvino
Peter jun., Peter sen. und Markus Skoff (v. l.) © Ulrich Schneebauer
Martina und Roland Riegelnegg © Werner Krug
Walter Skoff mit seiner Eva © Weingut Skoff Original
Matthias List © Werner Krug
Marion und Gerhard Wohlmuth © Weingut Wohlmuth
Stefan und Herbert Germuth (v. l.) © Robert Sommerauer
Mathias Maitz © Weingut Maitz Urbanikeller
Familie Platzer © Weingut Platzer
Johannes und Klaudia Strudler © Günther Lichtenberger
Maximilian Pröll © Weingut Pröll
Mario Weber © Werner Krug
Bernd Stelzl © Weingut Stelzl
Roland Riegelnegg © Riegelnegg Olwitschhof