Die beiden südsteirischen Spitzenwinzer über ihre höchst erfolgreichen Sauvignon Blancs, Rieden-Unterschiede und puristischen Zugang, Fass- und Flaschenreife, Mikroklima und Terroir. Und über die Einzigartigkeit steirischer Sauvignons.

WOLFGANG MAITZ

Vinaria: Ihr Sauvignon Blanc Ried Hochstermetzberg hat die gesamt zweithöchste Punktezahl erreicht. Was unterscheidet ihn von jenem aus der Ried Schusterberg?

Wolfgang Maitz: Die beiden Rieden liegen unmittelbar nebeneinander. Die Geologie ist von denselben Sedimenten aus dem Urmeer geprägt, aber es gibt Unterschiede. So ist der Schusterberg durch Sandkalkstein und Kalkmergel geformt, der den Weinen dieser Ried eine Meeressalzigkeit verleiht, wohingegen der Hochstermetzberg eine Schotterauflage besitzt, darunter findet sich grauer Kalkmergel, der für eine deutlich rauchige Note verantwortlich zeichnet. Die Ausrichtungen sind markant anders. Die Ried Schusterberg ist eine steile Kessellage mit Ausrichtung gegen Osten und somit von der Morgensonne verwöhnt ohne heiße Abendstunden, die Ried Hochstermetzberg ein reiner Südhang mit Sonne den ganzen Tag über. Auch das prägt die Weine.

Vinaria: Was macht den höchst eigenständigen Stil Ihrer Lagen-Sauvignons aus?

Wolfgang Maitz: Es ist der puristische Zugang, den wir verfolgen – 18 Monate Ausbau mit Naturhefen in neutralen Eichenfässern verhindert Vordergründigkeit und überbordende Sortenaromatik. Das gibt uns die Möglichkeit, den eigenständigen Ausdruck der jeweiligen Lage freizulegen.

Vinaria: Mitunter steht bei Ihren Weinen der Lagencharakter über der Sorte. Warum?

Wolfgang Maitz: Weil er einfach unverwechselbar ist. Sortenmerkmale kann man auf der ganzen Welt produzieren und herzeigen. Das Zusammenspiel von Rebsorte, Mikroklima und Böden sowie das Handwerk des Weinbauern hingegen sind prägend und einzigartig.

STEFAN POTZINGER

Vinaria: Ihr Sauvignon Blanc Ried Sulz „Joseph“ hat es als einziger 2021er ins Finale geschafft, wurde Gesamt-Zweiter. Was ist das Besondere an diesem Wein?

Stefan Potzinger: Wir versuchen, mit diesem Sauvignon national und international ganz vorne mitzumischen. Wir investieren viel Handarbeit in den Weingarten. Auf starken Trieben belassen wir zwei Trauben, auf schwächeren nur eine. Nach der Blüte streifen wir bei jeder Traube einen Teil der noch ganz kleinen Beeren mit der Hand ab für zusätzlich reduzierten Ertrag und noch lockerbeerigere Trauben. Das Management der Laubwand passen wir den jeweiligen Jahrgangsbedingungen perfekt an. Die Kosten dafür sind beträchtlich.

Wir haben diesen Weingarten 1999 mit dem Sauvignon-Blanc-Typ des legendären Franz Hirschmugl neu ausgepflanzt, ein ganz spezieller Biotyp für höchste Qualität. Mittlerweile haben wir viel Erfahrung mit dieser Riede gesammelt. Wir füllen diesen Wein relativ früh ab und setzen auf Flaschenreife. Sein Reifepotenzial wurde mehrfach in Verkostungen bewiesen, trotzdem ist der Wein, wie die meisten großen Weine dieser Welt, auch jetzt schon ein perfekter Genuss. Unser Fokus liegt auf Frucht, Frische, Mineralität und moderatem Alkohol. Dieser Weintypus ist derzeit weltweit absolut gefragt, es ist ein zukunftsträchtiger Stil.

Vinaria: Was kennzeichnet diese Lage?

Stefan Potzinger: Sulz ist eine recht große Weinriede, die im Zuge der Rieden-Abgrenzung kleiner und auf den oberen Hangbereich eingegrenzt wird. Dort, im optimalen Teil des Hanges, liegen auch unsere Parzellen. Der Boden besteht aus Opok mit hohem Kalkgehalt. Für Sauvignon Blanc ist diese Lage hervorragend geeignet, es ist eine der wärmsten Top-Rieden der Südsteiermark, nach Süden ausgerichtet und gegen Westen vor kalten alpinen Einflüssen geschützt. Der reife Gerbstoff in den Trauben gibt Struktur. Die Lage begünstigt feinste tropische Fruchtaromen.

Vinaria: Wie sehen Sie die Chancen von steirischem Sauvignon Blanc am internationalen Markt?

Stefan Potzinger: Sehr, sehr gut. Es gibt global einen Trend zu Weißwein. Sauvignon Blanc hat einen großen Vorteil: Das Gros der Weintrinker weltweit kennt ihn. Wenn da etwas besonders Gutes ins Glas kommt, ist das Interesse geweckt. Ein gegenüber einigen anderen Herkünften etwas höherer Preis wird gerne akzeptiert. Sauvignon Blanc ist zudem ein idealer Begleiter leichter Gerichte wie Fisch oder helles Fleisch und passt auch sehr gut zu fleischlosen Speisen.

Vinaria: Wie steht es um den Export?

Stefan Potzinger: Wir müssen als steirische Winzer nun den eingeschlagenen Weg weitergehen. Der Wettbewerb um den besten Wein bringt uns alle weiter und motiviert ungemein. Zum Glück stehen inzwischen auch gewisse Mengen für den Export zur Verfügung. Einige steirische Winzer sind im Export sehr erfolgreich unterwegs und tragen damit maßgeblich dazu bei, steirischen Sauvignon Blanc auch international noch bekannter zu machen.

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Topliste Sauvignon Blanc

17,7 Weingut Gross 2017 Privat „FR“ Sauvignon Blanc
17,5 Wolfgang Maitz 2019 Sauvignon Blanc GSTK Ried Hochstermetzberg
17,5 Stefan Potzinger

2021 Sauvignon Blanc Ried Sulz „Joseph“ SST DAC

17,4 Weingut Kodolitsch 2020 Sauvignon Blanc Ried Rosengarten
17,3 Weingut Kodolitsch

2020 Sauvignon Blanc Ried Kogelberg Alte Reben

17,3 Weingut Muster.gamlitz 2019 Sauvignon Blanc Ried Grubthal
17,3 Weingut Pongratz 2019 Sauvignon Blanc Schwalbenhimmel Ried Hochberg
17,3 Charakterweine Josef Scharl 2019 Auron Große Lage Ried Schemming VST DAC
17,3 Weingut Werner Schwarz 2019 Sauvignon Blanc Ried Wunsum Reserve
17,2 Weingut Felberjörgl 2018 Sauvignon Blanc Ried Mosergut Reserve
17,2 Weingut Gross 2017 Ried Nussberg GSTK „FR“ Sauvignon Blanc
17,1 Landesweingut Silberberg 2020 Sauvignon Blanc Ried Meletin Bio
17,1 Landesweingut Silberberg

2018 Sauvignon Blanc B.O.S.

17,1 Weingut Peter Skoff 2020 Sauvignon Blanc Ried Kranachberg
2019 Sauvignon Blanc GSTK Ried Hochstermetzberg © Weingut Maitz
2021 Sauvignon Blanc Ried Sulz „Joseph“ SST DAC © Weingut Potzinger