Vinaria: Gratulation zum Riesling Inzersdorf 2021. Aus welchen Terroirs stammt dieser Wein und wie wirken sich diese aus?

Tom Dockner: Weine mit dem Gemeindenamen Inzersdorf oder Nussdorf repräsentieren Böden, Klima und Rebsorte der jeweiligen Gemeinde im Traisental. Der Jahrgang 2021 steht für Frische, Cremigkeit, Fülle und Sortentypizität. Die Kombination aus den kalkreichen Böden in Inzersdorf und lössigeren Böden in Nussdorf mit dem jeweiligen Mesoklima ließen 2021 feine Ortsweine mit ausreichend Säure entstehen, die durch die physiologische Reife perfekt balanciert wird.

Vinaria: Welche ist die Hauptriede in Ihrem Siegerwein?

Tom Dockner: Für den Ortswein Inzersdorf ist die Ried Pletzengraben verantwortlich. Die nach Südosten und Süden ausgerichtete Riede ist terrassiert und liegt in einer Seehöhe von knapp 300 bis 380 Metern. Der Pletzengraben zählt mit mehr als 20 Prozent Neigung zu unserer steilsten Ried. Hier finden Grüner Veltliner, Riesling, aber auch Traminer optimale Bedingungen.

Vinaria: In sich ist die Riede zweigeteilt?

Tom Dockner: Geologisch betrachtet, ist die Ried zweigeteilt: Im Nordteil wurzeln die Reben in aufgelockertem Konglomerat der Hollenburg-Karlstetten-Formation. Die Ablagerungen der Hollenburg-Karlstetten-Formaton bestehen zum größten Teil aus kalkig verfestigten Karbonatgeröllen in einer sandigen Grundmasse, dem Konglomerat. Es handelt sich dabei um etwa 15 Millionen Jahre alte Fluss- und Deltaablagerungen eines Flusses aus den Kalkalpen, der sogenannten Ur-Traisen. Der Südteil der Ried ist weitgehend von Löss bedeckt, der aber einen deutlichen Schotterstreu von den oberen Konglomeraten trägt. Löss ist kalkhaltiger Gesteinsstaub (vorwiegend Schluff), der in den Kaltphasen der Eiszeit hier angeweht wurde.

Vinaria: 2021 war ein Jahrgang der Gegensätze. Wie war das aus ihrer Sicht im Traisental?

Tom Dockner: 2021 begann trocken und warm, Starkregenereignisse im Sommer machten die Trockenheit wett. Davor hatten wir mit zeitgerechter Laubarbeit auch eine luftige Traubenzone geschaffen, damit sie schnell abtrocknen können. Der Herbst war trocken, die Nächte waren kühl. Die kühlen Nächte ließen die Trauben bei nicht zu hoher Zuckergradation physiologisch reifen. Im Nachhinein eigentlich ein ideales Weinjahr.

Vinaria: Was zeichnet die Weißweine aus der Donauregion in diesem Jahrgang aus?

Tom Dockner: Endlich wieder ein Jahrgang mit Finesse, weniger Alkohol und trotzdem mit gutem Körper, sehr gute Balance mit feiner Säure, typische angenehme Frucht.

Vinaria: Ihr Riesling Ried Parapluiberg hat ebenfalls gut abgeschnitten – der Unterschied zum Ortswein?

Tom Dockner: Der Parapluiberg und Inzersdorf unterscheiden sich von der Riede und vom Erntezeitpunkt. Der Parapluiberg befindet sich südlich von Nußdorf. Er tragt den Namen des Berges. Die Seehöhe liegt bei 270 bis 330 Metern, und die Geologie ist auch kalkiges Konglomerat. Der Parapluiberg liegt näher bei der Donau, dadurch gibt es fünf bis sieben Tage frühere Reife.

Vinaria: Bei welchen Fischgericht sind mittelgewichtige Rieslinge besonders gut geeignet?

Tom Dockner: Meine Favoriten sind gegrillte Forelle und Saibling. Der feine Geruch und Geschmack der Fische ergänzen sich sehr gut mit dem typischen Duft und der frischen Säure des Rieslings.

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