„Französich im Burgenland“-Sieger Günter Triebaumer über seinen Siegerwein „Weite Welt“, seinen Ärger mit dem Rebsortenregister, nicht allzu narrisches Toasting und „unkaputtbaren Blaufänkisch“, der für ihn so wichtig ist wie das Feuer für die Urmenschen.

Vinaria: Ihre Cuvée Weite Welt 2019 war Spitze! Seit wann gibt es den Wein und wie kommt dieser zu seinem Namen?

Günter Triebaumer: In einer ununterbrochenen Reihenfolge seit dem Jahrgang 1997. Wir haben uns, bevor die Kinder kamen, als militante Weinfreaks in allen Weinbaugebieten der Welt umgetan und alles, was gekostet werden muss, gekostet. Schon als 12jähriger hatte ich den Traum, eine Art Genpool interessanter Rebsorten zu haben. So kam es, dass wir im Lauf der Jahre eine erkleckliche Anzahl meist dickschaliger und lockerbeeriger Sorten ausprobiert haben. Ich hatte in der Schule sechs Jahre Latein und Regina spricht mehrere Sprachen, trotzdem musste es ein deutschsprachiger Cuvéename sein. „Weite Welt“ sagt alles aus, die Spielwiese für die internationalen Sorten.

Vinaria: Welche Sorten sind in dem Wein vertreten und welche Eigenschaften bringen sie ein?

Günter Triebaumer: Weite Welt besteht zu rund 45 % aus Cabernet Franc, 25 % Cabernet Sauvignon, 15 % Syrah, ein wenig Merlot. Den überschaubaren Rest machen diverse andere Sorten aus, die kaum geschmacksrelevant sind, aber der Geschichte dieses Weines Würze verleihen. Cabernet Franc bringt die kühle ätherische Art und den notwendigen Ernst. Cabernet Sauvignon ist für die Edelschoko zuständig und gibt reichlich Struktur. Der Syrah sorgt dafür, dass es nicht vollends bordelesk zugeht. Der Rest verleiht die völlige Eigenständigkeit und steuert die nötigen „fünf Prozent Bullshit“ bei.

Vinaria:Wie und worin werden die Sorten ausgebaut, wann erfolgt die Assemblage?

Günter Triebaumer: Alles muss warten, bis die Cabernets reif sind. Dann folgt ein Wandertag überall dorthin, wo wir im Lauf der Jahre und Jahrzehnte mittlerweile die Versuche eben hingepflanzt haben. Von manchen gibt es nur zehn Stöcke, von anderen wieder einige hundert. Jedes Jahr schreiben wir ein Lesebuch, wo auch der Zustand und die Reifeparameter aller Sorten angeführt werden. Stets mit dem Triebaumer-Blaufränkisch-Typ als sehr hohe Messlatte. Der vergorene und sanft gepresste Wein wird meist mit dem bereits begonnenen BSA in 300 Liter Fässer gezogen und bleibt dort maximal 18 Monate, zum größten Teil in französischer Eiche mit nicht allzu narrischem Toasting und sinkendem Neuholzanteil.

Vinaria: Woher stammt die Wertschätzung für französische und andere Edelsorten?

Günter Triebaumer: Das liegt in unserer gemeinsamen Weingenese begründet, weil wir für uns schon in Anspruch nehmen, dass wir einen recht weiten und somit weltoffenen Horizont haben. Das heutige Rebsortenregister ist ein Relikt aus dem 1965er-Weingesetz, mittlerweile antiquiert und hinkt daher den heutigen - auch klimatischen - Umständen um Lichtjahre hinterher. Wenn ich mir anschaue, welche Sorten in den letzten Jahren ohne viel Federlesens in das Register aufgenommen wurden und welche weltweit anerkannten Edelsorten draußen bleiben müssen, kommen mir die Tränen.

Vinaria: Nebbiolo haben Sie auch ausgepflanzt?

Günter Triebaumer: Die Innovationsfreude meines Vaters Paul hat hier auch eine Rolle gespielt. Bei derartigen Projekten musste er nicht lange überredet werden. Der Nebbiolo hat uns in Form der fulminanten 1982er Barolos und Barbarescos echt geflasht. Wir kosteten die jungen Riesen anlässlich unserer Weihnachtsfeier 1986. dann war sofort klar: „Das müssen wir haben!“

Gesagt, getan mit freundlicher Hilfe von Elio Altare aus La Morra. Ausgepflanzt wurde 1987 und damit handelt es sich sicher um den älteste Nebbiolo-Bestand nördlich der Alpen. Im Zuge der langen Bemühungen für die letztlich erteilte Sondergenehmigung wurden wir sogar gefragt, ob das eine Rot- oder Weißwein-Sorte sei - von einem Sachbearbeiter der burgenländischen Landesregierung.

1990 machte ich ein fünfmonatiges Praktikum in Stellenbosch, Südafrika. Ich verließ Österreich mit dem fixen Vorsatz Syrah mit nach Hause zu nehmen. Als erster in Österreich gepflanzt und gepfropft 1990. Und so ging es weiter…

Vinaria: Wie sieht es mit Lagerfähigkeit von Weite Welt aus?

Günter Triebaumer: Der gleichbleibende Sortenmix macht die Jahrgänge schön vergleichbar. Die gemeinsamen Eigenschaften, was Farbe und Tannin sowie Kraft und Saft angeht, garantieren ein langes Leben. Selbst die 90er Jahrgänge stehen noch echt gut da.

Vinaria: Wie steht der Blaufränkisch im Vergleich mit den französische Sorten da?

Günter Triebaumer: Was für eine Frage! Der Blaufränkisch aus dem alten Triebaumer-Material ist annähernd unkaputtbar und für die Triebaumers so wichtig, wie das Feuer für die Urmenschen.

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Topliste Französisch im Burgenland
17,9 G. + R. Triebaumer 2019 Weite Welt
17,8 Ernst Triebaumer

2019 Cabernet Merlot

17,7 Jacqueline Klein 2019 Cabernet Sauvignon
17,6 Weinmanufaktur Follner 2012 Liebe pur (CS, ME, CF)
17,4 Weinmanufaktur Follner 2017 Lebenslust (ME)
17,4 Weingut Paul Kerschbaum 2019 Cuvée Kerschbaum
17,2 Weingut Kollwentz 2019 Cabernet Sauvignon
17,0 Weingut Mad 2018 Furioso
16,9 Weingut Juris 2019 Ina’mera Reserve
16,8 Jacqueline Klein 2019 Cabernet Franc
16,7 Weingut Jalits 2019 Cabernet Sauvignon Reserve
16,7 Weingut schiefer.pur 2019 merlot „m“
16,7 Weingut Josef Tesch 2018 Tabea
16,5 Harald Schindler 2015 Syrah MMXV
16,4 Bayer – Erbhof 2020 Pinot Noir Untouched
16,4 Weingut Hundsdorfer 2019 Syrah Reserve
16,4 Rotweine Lang 2019 Cuvée Excelsior (BF, CS, SY, ME)
16,3 Weingut Kummer 2018 Syrah
16,3 Weingut Mad 2019 Cabernet Franc Ried Neugebirge
16,2 Weingut Egermann 2020 Merlot Reserve